Dos and Don’ts Infektiologie 125
21. Dos and Don’ts (Do’s and Don’ts)
Zur Verbesserung der Patientenversorgung
haben zahlreiche Fachgesellschaften (Schwerpunkt
Deutsche Gesellschaft für Infektiologie 2016 + 2018 + 2021
− Konsequente Masernimpfung bei Kindern bzw. Nachimpfung bei unvollständig
Geimpften (< 2 x) oder unklarem Impfstatus, die nach 1970 geboren sind. Elimination
von Masern ist erklärtes Ziel, nur durch Herdenimmunität wird grundsätzliche Ausbreitung verhindert.
− Bevorzuge orale Antibiotika mit guter oraler Bioverfügbarkeit statt intravenöse Antibiotika
(sofern keine Kontraindikation). Ausreichende Plasmaspiegel z.B. durch Cotrimoxazol, Clindamycin,
Fluorchinolone. Ausschließlich parenterale Antibiose bei Resorptionsstörungen oder fehlender
Eignung für orale Therapie wie Meningitis, Staph aureus Bakteriämie, Endokarditis, schwere Sepsis.
− (neu 2018) Sequentielle Pneumokokkenimpfung bei Immunsuppression, Leberzirrhose
oder Niereninsuffizienz. Sequentiell: Konjugat PCV13 gefolgt nach 6-12 Mo von
Polysaccharid PPSV23.
− (neu 2018) Bei Nachweis von Candida in der Blutkultur ist konsequente Diagnostik
und Therapie indiziert. Candida-Blutstrominfektion ist die häufigste invasive Candida-Infektion und ist
gefährlich (Sterblichkeit 40 %, in 50 % kritisch Kranke). Jeder Nachweis von Candida in einer Blutkultur muss
therapiert werden: Echinocandin 1. Wahl (Therapiedauer: nach Ende der Candidämie noch mind. 14 Tage)
− (neu 2018) bei infektiöser Endokarditis ausschließlich intravenöse Antibiotikatherapie
– bei Monotherapie üblicherweise mind. 4 Wochen i.v.; keine Evidenz für effektive orale Therapie.
− (neu 2021) Personen, die eine mögliche Infektionsquelle für Risikopersonen
darstellen, sollen i.S. einer Umgebungsprophylaxe nach STIKO geimpft werden.
Immunsupprimierte sind Infektionskrankheiten gefährdet. Abhängig von der Immunsuppression kann kein
vollständiger Impfschutz erfolgen (z.B. kein Lebendimpfstoff bei Immunsuppression), so dass engen
Kontaktpersonen nach STIKO-Empfehlung zu lückenlosen Standard- und Indikationsimpfungen
(Influenza, Varizellen) geraten wird.
Positiv-Empfehlungen
− Bei Staph. aureus Blutstrominfektion ist eine konsequente Therapie sowie
Fokussuche und Fokussanierung indiziert. Bereits einzelne positive Blutkultur als relevant
erachten, da hohe Pathogenität (Mortalität 20-30 %) und selten durch diesen Erreger kontaminiert.
Empfehlung für Flucloxacillin oder Cefazolin bei MSSA über mind. 14 d i.v.
− Bei schwerer bakterieller Infektion rasch Antibiotika nach Probenasservierung
verabreichen und Regime regelmässig reevaluieren. Zuerst Proben für Erregerisolierung
(incl. ≥ 2 Blutkulturen, je aerob + anaerob), dann bei Meningitis, schwerer Sepsis oder septischem
Schock rasch empirische Breitspektrum-Antibiose, die nach Erregerisolierung angepasst wird.
− Influenza-Impfung bei Erw. > 60 J., Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung
oder Exposition und bei Personen, die als mögliche Infektionsquelle für Risikopersonen
gelten. Impfung beugt schwerem Verlauf einer Influenza vor. Ältere, chronisch Kranke und
Schwangere haben erhöhtes Risiko für schwere Influenza mit lebensbedrohlichen Komplikationen.
Positiv-Empfehlungen
Innere Medizin) Positiv-Empfehlungen zur
Vermeidung einer Unterversorgung und Negativ-
Empfehlungen zur Vermeidung einer Überversorgung
formuliert. Alle pharmakologischen
Empfehlungen sind im jeweiligen Buchkapitel
enthalten und erläutert. Die „Klug entscheiden“-
Initiative der Deutschen Gesellschaft für Innere
Medizin ist inhaltlich komplett berücksichtigt –
international finden sich weitere Empfehlungen
von „choosing wisely“-Initiativen.
21.1 Kardiologie
21.2 Angiologie
21.3 Pulmologie
21.4 Gastroenterologie
21.5 Nephrologie
21.6 Rheumatologie
21.7 Endokrinologie
21.8 Infektiologie
21.9 Hämato-/Onkologie
21.10 Geriatrie
21.11 Palliativmedizin
21.12 Internistische Intensivmedizin
21.13 Notaufnahme
21.14 Anästhesie
21.15 Medikamentenkombinationen
21.8 Infektiologie