
Antibiotika 52
Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAR
− Tendinitiden (bis 0,1 %) bis hin zu Achillessehnenrupturen (< 0,01 %). Bei Tendinitis oft mehrere
Sehnen (bei anderen Erkrankungen meist nur eine Sehne). Vorsicht bei Älteren, Niereninsuffizienz,
Organtransplantation, systemischen Steroiden, da erhöhtes Risiko für Chinolon-induzierte Sehnenschäden.
Ferner: Myalgie, Muskelschwäche, Arthralgie, Gelenkschwellung.
− weitere (sehr) seltene NW: periphere Neuropathie (teils irreversibel), Verschlechterung Myasthania gravis,
mentale Störung, Hypoglykämie. Verdoppeltes Risiko für Aortendissketion, Aortenaneurysma.
GRUPPE WIRKSPEKTRUM INDIKATION
I gramnegative Stäbchen, Pseudomonas − Harnwegsinfektionen (hohe Urinkonzentration,
geringe Gewebespiegel)
II gut gegen Enterobakterien und Haemophilus
infl., schwächer gegen Staphylokokken,
Pneumokokken, Enterokokken; atpische
Erreger: Chlamydien, Legionellen,
Mykoplasmen; unterschiedliche Aktivität
gegen Pseudomonaden, Ciprofloxacin am
stärksten wirksam
− durch gramnegative Bakterien verursachte
Infektionen: untere Atemwege, Haut-/
Weichteile, akut aggravierte chron. Sinusitis.
(Nur 2. Wahl bei grampos. Erregern: s.u.)
− komplizierte Harnwegsinfektionen (Pyelonephritis),
Prostatitis, Infektionen Genitaltrakt
− gastrointest. Infekte (Salmonellen, Shigellen)
− Lungenmilzbrand (Prophylaxe + Therapie)
III verbesserte Aktivität gegen grampositive
(Staphylokokken, Streptokokken incl.
Pneumokokken und Enterokokken) und
atypische Erreger (Chlamydien, Legionellen,
Mykoplasmen)
− Atemwegsinfektionen (2. Wahl bei akuter
Sinusitis, akut exzerbierter COPD, amb.
erworbener Pneumonie), Haut-/Weichteilinfektionen
(2. Wahl), komplizierte Harnwegsinfektionen
(incl. Pyelonephritis,
chron. Prostatitis), Lungenmilzbrand
IV wie Gruppe III (verbesserte Aktivität gegen
grampositive und atypische Erreger),
zusätzlich gegen Anaerobier
− Atemwegsinfektionen (2. Wahl bei akuter
Sinusitis, akut exzerbierter COPD, amb.
erworbener Pneumonie),
− Entzündungen oberer weibl. Gentitaltrakt
(2. Wahl), incl. Salpingitis, Endometritis
Tab. 9.39
Anmerkungen:
− Keine Indikation für Fluorchinolone: leichte bis mittelschwere Infektionen (z.B. akute Sinusitis, Bronchitis,
exazerbierte COPD, akute Otitis media, unkomplizierte Harnwegsinfektionen wie Zystitis), wenn andere Antibiotika
verfügbar. Nicht für Prophylaxe von Reisediarrhoe o. rezidiv Harnwegsinfekten
− Atemwegsinfektionen: Gruppe 2 weist eine nur geringe Pneumokokkenwirksamkeit bei guter
Pseudomonaswirksamkeit auf. In Gruppe 3 gute Wirksamkeit gegen nahezu alle Erreger von Infektionen der
oberen und unteren Atemwege.
− Ciprofloxacin: Standardsubstanz der Fluorchinolone; bisher vielseitige Anwendung; beachte primäre Resistenz
einiger Pneumokokken- und Streptokokkenstämme => nicht Mittel der Wahl bei amb. erworbener Pneumonie
(Pneumokokken) oder Angina tonsillaris (β-hämolysierende Streptokokken).
Fluorchinolone werden wegen Tendinitis und neuer NW (u.a. periphere Neuropathie, mentale Störung,
Aortendissektion/-aneurysma) kritisch diskutiert. Es besteht ein Trend zu sehr restriktiver Verordnung
von Fluorchinolonen. 1. Wahl nur noch bei lebensbedrohlichen Infektionen, Pyelonephritis und
bestimmten Gastroenteritiden. Nicht für leichte bis mittelschwere Infektionen (z.B. Sinusitis, Bronchitis,
exazerbierte COPD, Otitis media, unkomplizierte HWI wie Zystitis), wenn andere Antibiotika verfügbar.
KONTRAINDIKATION:
− Schwangerschaft, Stillzeit
− Kinder und Jugendliche (fragliche Knorpelschädigung)
− Z.n. Sehnenerkrankungen unter Chinolonen
− zerebrale Anfallsleiden, erniedrigte Krampfschwelle
− zusätzlich für Moxifloxacin: QT-Verlängerung bzw. deren Risikofaktoren: Bradykardie, Elektrolytstörungen
(v.a Hypokaliämie), QT-verlängernde Pharmaka; ferner: höhergradige Herzinsuffizienz, sympt. HRST
− Vorsicht bei: schwerer Nieren- u/o Leberinsuffizienz, Mangel an Glukose-6-Phosphat-
Dehydrogenase (Hämolyse), älteren Pat. und Steroidtherapie (Sehnenentzündung/risse),
längerer Sonnenexposition (=> Sonnenschutz), Myasthenia gravis (Verstärkung)
INTERAKTION:
− Antazida (Al-, Mg-, Ca-haltig), Calcium, Magnesium, Eisen, Zink, Multivitamine, Sucralfat
=> verminderte Resorption infolge Komplexbildung oder pH-Anhebung
− Theophyllin, Coffein, Ciclosporin A, orale Antikoagulantien, Sulfonylharnstoffe (v.a.
Glibenclamid) => Abbauhemmung der angeführten Substanzen => verstärkte Effekte