Antibiotika 3
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Die Wirkung von Antibiotika ist zudem abhängig von:
− körpereigener Abwehr:
− durch bakteriostatische Chemotherapeutika nur im Wachstum gehemmte Erreger müssen abgetötet
werden (=> bei Immunsuppression bakterizide Präparate)
− abgetötete Keime müssen phagozytiert werden
− Abtötung von Persistern: trotz wirksamer Chemotherapeutika überleben einzelne Erreger
(Persister), die durch die körpereigene Abwehr abgetötet werden werden müssen, da sonst
Rezidive drohen (v.a. bei immunsupprimierten Patienten).
− Merke: Persister ≈ primär sensible, trotz wirksamer Chemotherapie überlebende Erreger
(Ruhestoffwechsel), die zu Rezidiven führen können (keine Resistenz !).
− Stoffwechsellage der Bakterien: schnell wachsende Bakterien werden schnell, langsam
wachsende Bakterien (Mykobakterien) werden langsam abgetötet (Beachte: Effektivität nur gegenüber
wachsenden Bakterien)
− Autolyseneigung der Bakterien
− pH-Wert des infizierten Gewebes
− Infektionsort: welches Gewebe ist infiziert ? Erreger intra- oder extrazellulär gelegen (Penicilline
können in der Regel nicht in Körperzellen penetrieren)
Merke: die Beurteilung der Wirksamkeit von Antibiotika ist sehr komplex und keineswegs nur
durch die Kenntnis des Antibiogramms möglich. Besteht im Antibiogramm eine Resistenz, soll
keine Gabe dieses Antibiotikums erfolgen; ist der Erreger sensibel, ist eine differenzierte
Therapieauswahl notwendig.
Abtötungskinetik:
− konzentrationsabhängige Abtötung: je höher die Antibiotika-Konzentration, desto stärker der
antibakterielle Effekt. Bspl.: Aminoglykoside, Fluorchinolone.
− zeitabhängige Abtötung: Sättigung der Absterbekinetik, meist 3-4fach oberhalb der MHK
gelegen. Die Dauer der Antibiotikaexposition ist die determinierende Größe, höhere
Konzentrationen bringen keine Wirkungssteigerung. Bspl.: Beta-Laktam-Antibiotika,
Makrolide, Vancomycin, Clindamycin.
Merke: Beta-Laktam-Antibiotika und Makrolide wirken zeitabhängig, Aminoglykoside und
Fluorchinolone wirken konzentrationsabhängig => unterschiedliche Dosierungsschemata
(Einmalgabe pro Tag der Aminoglykoside).
Resistenz
Resistenz ≈ Erregervermehrung trotz wirksamer Konzentration des Antibiotikums am Wirkort.
− primäre Resistenz ≈ genetisch bedingte, immer vorhandene Unempfindlichkeit einer
Bakterienart gegen ein bestimmtes Antibiotikum („der Erreger liegt nicht im Wirkspektrum
des antimikrobiellen Chemotherapeutikums")
− Mutationsresistenz: vor Beginn der Therapie sind einzelne Bakterien durch Mutation
resistent geworden, die Bakterienart an sich ist empfindlich.
− sekundäre Resistenz: während der Therapie kommt es durch den Selektionsdruck eines
Chemotherapeutikums zur Vermehrung der durch Mutation resistent gewordenen Keime.
− Resistenzentwicklung: schnelle Resistenzentwicklung (Einstufenresistenz vom
Streptomycin-typ), langsame Resistenzentwicklung (Mehrstufenresistenz vom Penicillintyp).
Beachte: Antibiotika, unter deren Therapie eine rasche Resistenzentwicklung induziert wird
(Streptomycin, Rifampicin, Makrolide, Lincosamine), weisen häufiger Rezidive auf, als
Präparate, die kaum Resistenzen hervorrufen (Penicilline, Cephalosporine, Sulfonamide).
Durch Kombinationstherapie kann die sekundäre Resistenzentwicklung vermindert werden
(Bspl.: Tuberkulose).
− übertragbare ≈ infektiöse Resistenz: bei gramnegativen Stäbchen und Staphylo-kokken
werden extrachromosomal gelegene Resistenzgene innerhalb einer, oder von einer
Bakterienart zur anderen weitergegeben. (Bspl.: Mehrfachresistenzen werden von
Pseudomonas auf E. coli übertragen)
− Kreuzresistenz: ein Bakterium ist gegen alle Vertreter einer bestimmten Antibiotikagruppe
mit gleichem Wirkmechanismus resistent.