Antibiotika 35
Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAR
9.1.3.3 Carbapeneme
Gruppe Freiname Handelsname Charakteristika
Imipenem /
Cilastatin
Zienam® Imipenem im Vergleich zu Meropenem stärker
gegen grampositive Kokken aber schwächer
gegen Enterbacteriaceae
1
Meropenem Meronem® Reserveantibiotikum + Initialtherapie schwerer
(nosokomialer) Infektionen
2 Ertapenem Invanz® verstärkt gegen Anaerobier, bei Enterobacteriaceae
jedoch Lücken (daher nicht zur
Initialtherapie nosokomialer Infektionen)
Tab. 9.24 Anmerkung: Doripenem außer Handel
EIGENSCHAFTEN:
− stark bakterizid durch Hemmung der Zellwandsynthese (greift alle 6 PBP an)
− β-laktamasefest
− ausschließlich intravenöse Gabe
− deutliche Potenz zur Induktion von Resistenzmechanismen
− sehr selten Kreuzresistenz zu anderen β-Laktamantibiotika
− Imipenem: rasche renale Metabolisation durch das Enzym Dehydropeptidase => Kombination von
Imipenem mit Cilastatin (1:1), einem reversiblen Dehydropeptidase I-Inhibitor (Cilastatin mindert
zudem die Nephrotoxizität von Imipenem)
− Meropenem: stärker gegen gramnegative Bakterien (Pseudomonas), schwächer gegen
grampositive Bakterien (Staphylokokken) wirksam; keine Kombination mit Cilastatin notwendig
− Ertapenem: stärker gegen Anaerobier, aber Wirkungslücken bei Enterobacteriaceae (nicht gegen
Pseudomonas oder Acinetobacter) => indiziert bei ambulant erworbenen Mischinfektionen, zur
empirischen Therapie nosokomialer Infektionen nicht empfehlenswert
WIRKSPEKTRUM INDIKATION
Breitspektrumantibiotikum:
− sehr breites Spektrum im grampositiven und
gramnegativen Bereich (incl. ESBL-Bildner)
− incl. vieler Anaerobier
− Imipenem und Meropenem bei schwersten
Infektionen (v.a. bei Sepsis, Immunsuppression),
auch zur Initialtherapie lebensbedrohlicher
Infektionen
− Ertapenem: ambulant erworbene Mischinfektionen
Tab. 9.25 Carbapeneme unwirksam gegen Carbapenemase-bildende Stämme, MRSA, Enterococcus
faecium und Stenotrophomonas maltophilia.
Beachte: ggfs. Kombinationspartner (z.B. bei Pseudomonas: + Aminoglykosid)
BESONDERE NEBENWIRKUNGEN:
− erhöhte Gefahr von Sekundärinfektionen (Candida), da auch die physiologische
Rachen- und Darmflora stark dezimiert wird
− v.a. Imipenem: selten neurotoxisch (bis hin zu Krampfanfällen), v.a. bei Patienten
mit ZNS-Schädigung oder Niereninsuffizienz
− Meropenem weniger neurotoxisch, daher auch zur Meningitistherapie zugelassen
Carbapeneme sind zur Zeit die Antibiotika mit dem breitesten Wirkspektrum.
Imipenem und Meropenem früher als reine Reserveantibiotika, mittlerweile
zunehmend in der Initialtherapie lebensbedrohlicher nosokomialer Infektionen
eingesetzt.