
Infektionen durch Parasiten 297
Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAR
Wurm/Erkrankung Therapie Besonderheiten
Taenia solium
(Schweinebandwurm)
bei intestinaler
Infektion Praziquantel
Einmaldosis, bei
Zystizerkose längere
Therapiedauer, bei
Hydrozephalus
erwäge OP (Shunt,
Resektion des
Zystizerkus)
− Mensch ist der einzige Endwirt, Infektion durch unzureichend
gekochtes Fleisch
− 2 Erkrankungsformen: durch Bandwurm im Darm (intestinale
Infektion) oder Larven im Gewebe (Zystizerkose)
− Sympt.: intestinale Infektion mit Unwohlsein, Übelkeit,
Gewichtsverlust; Zystizerkose ist v.a. in Gehirn (Krampfanfälle,
Hydrozephalus) und Skelettmuskel lokalisiert
− Diagnose: Eier oder Proglottiden; bei Zystizerkose Nachweis
von Antikörpern gegen Zystizerki
geschlechtsreife Würmer im Dünndarm von Endwirten (Hunde, Füchse, selten Katzen), Larven in
Organen von Zwischenwirten (Nagetiere; dem Endwirt als Nahrung dienende Tiere).
Mensch ist Zwischenwirt bzw. Fehlwirt und kann als vom Larvenstadium befallen werden (durch
kontaminierte Erde oder durch engen Kontakt zum Endwirt, der z.B. Eier im Fell trägt). Keine
Ansteckung von Mensch zu Mensch.
zystische
Echinokokkose
− „watch and wait“ bei
inaktiven Zysten
ohne Beschwerden
− Albendazol alleinig
oder in Kombination
mit OP
− PAIR ≈ perkutane
Aspiration,
Instillation skolizider
Substanzen und
Reaspiration
− OP (Zystenresektion),
intraoperativ
lokal hypertone
Kochsalzlösung,
perioperativ
Albendazol (für bis
zu 4 Wochen)
− Erreger: E. granulosus ≈ kleiner Hundebandwurm
− orale Aufnahme von Eiern durch den Zwischenwirt (oder
Mensch) mit hämatogener Verteilung v.a. in Leber (70 %)
und Lunge (20 %); dort entstehen Zysten von bis zu
einigen Dezimetern; Zysten induzieren eine wirtsseitige
Bindegewebskapsel
− Klinik: über Jahre symptomlos, Beschwerden erst durch
raumfordernden Effekt: Bauchschmerzen, tastbare
Resistenz rechter Oberbauch, Kompression Gallengänge,
Bildung zystobiliärer Zysten mit Übertritt von Zysteninhalt
führt zu Gallenwegsobstruktion, allergische Reaktion bei
Ruptur einer hydatiden Zyste. Insgesamt gutartige
Erkrankung, auch Remissionen ohne Therapie möglich.
− Diagnose: Sonographie, ggfs. CT/MRT; in Serologie
(Antikörper) jedoch auch falsch negative Befunde, keine
diagnostische Punktion empfohlen wegen Ausbreitung und
anaphylaktischer Reaktionen
− Therapie: abhängig von Zystengröße/-lokalisation (sonographische
Stadien), Symptomatik, Patientenzustand
− PAIR: Sterilisierung von Zysten (Alkohol, hypertone
Kochsalzlösung) nur nach sicherem Ausschluß zystobiliärer
Fisteln (nach Abpunktion: Kontrastmittel-Gabe oder
Bilirubinteststreifen im Aspirat), da sonst Gefahr einer
chemischen sklerosierenden Cholangitis
alveoläre
Echinokokkose
− Albendazol
lebenslang
− formal ist OP
Therapie der Wahl,
jedoch ist der
Befund zum
Diagnosezeitpunkt
meist inoperabel
− Erreger: E. multilocularis ≈ kleiner Fuchsbandwurm
− orale Aufnahme der Eier mit Befall fast ausschließlich der
Leber: im Gegensatz zu E. granulosus bildet sich keine
Zyste, sondern es kommt zu infiltrativem Wachstum
− Klinik: über Jahre symptomlos, infiltratives Wachstum führt
zu Pseudozysten (nekrotisches Lebergewebe), Kompression
von Gallenwegen (Cholestase), Gefäßen (portale
Hypertension). Stetig progredient, unbehandelt tödlich.
diverse Trematoden
(Egel) /
Schistosomiasis als
wichtigste Egelinfektion
Praziquantel − Trematodeninfektionen werden entsprechend dem Organbefall
unterschieden: Blut, Galle/Leber, Darm, Lunge
− Endwirt (Mensch, Säugetier) mit sexueller Reproduktion
und Zwischenwirt (Süßwasserschnecke) mit ungeschlechtlicher
Vermehrung der Larvenstadien (sog. Zerkarien)
− Infektion des Mensch durch Penetration von intakter Haut
oder durch Ingestion
− Symptomatik: anfangs Zerkariendermatitis mit Juckreiz
(„swimmer´s itch“), gefolgt von akuter Schistosomiasis
(Katayamafieber) mit Fieber, Lymphadenopathie, Hepatosplenomegalie,
später die chronische Schistosomiasis mit
verschiedener Manifestation (intestinal: Diarrhoe, Koliken;
hepatisch: portale Hypertension, Leberinsuffizienz)
Tab. 9.96: Synopsis antihelminthische Therapie.
Freiname Handelsname Besonderheiten
Albendazol Eskazole® − vermizid ≈ töten Würmer ab
Mebendazol Surfont® Vermox® − in Schwangerschaft/Stillzeit kontraindiziert, außer vitale Indikation
Praziquantel Biltricide®
Cesol®
Cysticide®
− v.a. gastrointestinale NW; Praziquantel: Interaktion mit CYP-P450
− Albendazol, Mebendazol: Kontrolle von Blutbild und Leberparametern,
Indikation: u.a. Echinokokkkose
− Praziquantel: gegen zahlreiche Trematoden und Zestoden
Echinokokkose
Trematoden = Saugwürmer Zestoden ≈ Bandwürmer
Tab. 9.96a: Kurzübersicht: antihelminthische Therapie.