Infektionen in der Kardiologie 144
Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAR
Pilze:
− Candida und Aspergillus, schwerer Nachweis (Blutkulturen oft negativ)
− typisch: Fieber, Klappenerkrankung mit großen Vegetationen, Embolien, aber negativen Kulturen
− Risikofaktoren: Immunsuppression, lange antibiotische Therapie, Drogenkonsum, Fremdkörper
− frühzeitiger Klappenersatz
− lange Therapiedauer, auch postoperativ (≥ 6 Wochen) wegen hoher Rezidivneigung
Therapie
Grundsätze:
− Auswahl bakterizider Antibiotika(kombinationen)
− grundsätzlich mikrobiologische Diagnostik (Blutkulturen) vor antimikrobieller Therapie
− Therapiedauer: Nativklappenendokarditis 2-6 Wochen, Klappenprotheseninfektionen
mind. 6 Wochen (berechnet ab Erstapplikation, nicht ab etwaiger OP).
− Nativklappenendokarditis und Prothesenendokarditis werden mit ähnlichen Substanzen therapiert – außer
bei der Staphylokokken-Prothesenendokarditis, wo mit Rifampicin kombiniert wird.
− Wird bei Nativklappenendokarditis eine Klappenprothese notwendig, orientiert sich die post-op Antibiose an
den Empfehlungen für Nativklappenendokarditis
− Aminoglykoside als Einmaldosis/Tag. Aminoglykoside nicht mehr bei Staphylokokken-Nativklappenendokarditis
empfohlen (kein sicherer Vorteil, aber nierentoxisch).
− Rifampicin nur bei Fremdkörperinfektionen (Prothesenendokarditis) und nach vorheriger 3-5tägiger Antibiose
− Daptomycin als Alternative bei Staphylokokken-Endokarditis empfohlen: in hoher Dosis (≥ 10 mg/kg/d)
Beachte: kein Antibiotika-Regime ist gegen alle potentiellen Endokarditis-Erreger wirksam. Deshalb
ist nur bei akuter Endokarditis nach Abnahme von 3 Blutkulturpaaren (aerob + anaerob) ein
sofortiger (≈ empirischer) Therapiebeginn indiziert. Bei subakutem Verlauf erst Erregernachweis
abwarten.
Endokarditis – gezielte Therapie
Streptokokken
Erreger Therapie Dosis Dauer
Penicillin G 12-18 Mio U/d i.v. in 6 ED 4 Wo.
oder Ampicillin 100-200 mg/kg/d i.v. in 4-6 ED 4 Wo.
Standardtherapie
1
oder Ceftriaxon 2 g/d i.v. oder i.m. in 1 Dosis 4 Wo.
Penicillin G 12-18 Mio U/d i.v. in 6 ED 2 Wo.
oder Ampicillin 100-200 mg/kg/d i.v. in 4-6 ED 2 Wo.
oder Ceftriaxon 2 g/d i.v. oder i.m. in 1 Dosis 2 Wo.
2-Wochen-
Therapie 2
plus Gentamicin 4 3 mg/kg/d i.v. oder i.m. in 1 Dosis 2 Wo.
β-Laktam-
Allergie 3
Vancomycin 5 30 mg/kg/d i.v. in 2 ED 4 Wo.
Penicillin G 24 Mio U/d i.v. in 4-6 ED o. kontinuierlich 4 Wo.
oder Ampicillin 200 mg/kg/d i.v. in 4-6 ED 4 Wo.
oder Ceftriaxon 2 g/d i.v. oder i.m. in 1 Dosis 4 Wo.
Standardtherapie
3
plus Gentamicin 4 3 mg/kg/d i.v. oder i.m. in 1 Dosis 2 Wo.
Vancomycin 5 30 mg/kg/d in 2 ED 4 Wo.
β-Laktam-
Allergie 3
plus Gentamicin 4 3 mg/kg/d i.v. oder i.m. in 1 Dosis 2 Wo.
(MHK < 0.125 μg/ml)
Tab. 2.124
(1) zu bevorzugen bei > 65 Jahre, bei eingeschränkter Nierenfunktion oder vestibulocochlearer Beeinträchtigung (8.
Hirnnerv). 6-wöchige Therapie bei Prothesenendokarditis.
(2) nur empfohlen bei unkomplizierter Nativklappenendokarditis und normaler Nierenfunktion.
(3) 6-wöchige Therapie bei Prothesenendokarditis.
(4) Nierenfunktion und Gentamicin-Spiegel 1x/Woche kontrollieren (2 x/Wo bei Niereninsuffizienz). Bei Einmaldosis
soll der Talspiegel < 1 mg/l und der Spitzenspiegel (1 h nach Gabe) 10-12 mg/l betragen.
In 10-30 % der Endokarditiden sind die Blutkulturen negativ. Häufigste Ursache ist eine
Vorbehandlung mit Antibiotika, denke zudem an schwer oder nicht anzüchtbare Erreger.
penicillin-
empfindlich
mäßig penicillin-
empfindlich (MHK
0.250 bis 2 μg/ml)
(5) Talspiegel 10-15 mg/l empfohlen. Einige Experten raten zu Dosissteigerung auf 45-60 mg/kg/d in 2-3 ED um
Talspiegel von 15-20 mg/l zu erreichen – so wie bei Staphylokokken-Endokarditis.