Antibiotika 16
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Antibiotika müssen am Infektionsort eine Konzentration oberhalb der MHK (minimalen
Hemmkonzentration) ausweisen, um wirksam zu sein.
Die antimikrobielle Wirksamkeit von Antibiotika ist zudem abhängig von:
− der Zeit (zeitabhängige Bakterizidie): entscheidend ist die Zeitdauer oberhalb der
MHK (t > MHK). Bei den Betalaktamantibiotika ist unerheblich, wie weit die
Konzentration die MHK übersteigt – Konzentrationen über der 2-4fachen MHK
sind nicht effektiver. Daher Gabe von Betalaktamantibiotika in mehreren Dosen
über den Tag verteilt (Ausnahme: Präparate mit langer HWZ wie Ceftriaxon).
− der Konzentration (konzentrationsabhängige Bakterizidie): entweder der
Plasmaspitzenspiegel im Verhältnis zur MHK (Cmax/MHK) oder die Fläche der
24h-Konzentrations-Zeit-Kurve (AUC) oberhalb der MHK (AUC24h/MHK). Bei der
Cmax/MHK erfordern kurzfristig hohe Spitzenspiegel möglichst hohe Einzeldosen
(1-2 x/d), es besteht ein postantibiotischer Effekt (hängt vom Spitzenspiegel ab).
Cmax ≈ maximale Plasmakonzentration
AUC ≈ Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve
t > MHK ≈ Zeit, in der die Antibiotikakonzentration oberhalb der MHK liegt
Praktische Konsequenz => verlängerte Infusionsdauer (2-4 h) von Betalaktamantibiotika:
− Bei Betalaktamantibiotika ist die Dauer der Konzentration oberhalb der MHK relevant
(zeitabhängige Wirkung)
− Für eine gute Wirkung variieren die Mindestzeiten oberhalb der MHK: Penicilline 50-60 %,
Cephalosporine 60-70 %, Carbapeneme 40 %.
− Erwäge eine verlängerte Infusionsdauer (2-4 h) bei: Penicillin G, Flucloxacillin,
Piperacillin/Tazobactam, Ceftazidim, Cefuroxim, Cefazolin.
− Einige Beta-Laktam-Antibiotika sind bei Raumtemperatur lange stabil und als kontinuierliche
Infusion möglich, dann einmalige Bolusgabe vorab und eigener Zugang (zur Vermeidung von
Inkompatibilitäten)
− Empfehlungen basieren v.a. auf Modellrechnungen, in ersten Studien Hinweise für verbesserte
klinische Wirkung.
Die Antibiotikakonzentration am Infektionsort
muss oberhalb der MHK liegen.
Zudem ist die antimikrobielle Wirksamkeit
abhängig von:
− der Zeit (zeitabhängige Bakterizidie): entscheidend
ist die Zeitdauer oberhalb der
MHK (t > MHK).
− der Konzentration (konzentrationsabhängige
Bakterizidie): entweder der Plasmaspitzenspiegel
im Verhältnis zur MHK
(Cmax/MHK) oder die Fläche der 24h-Konzentrations
Zeit-Kurve (AUC) oberhalb
der MHK (AUC24h/MHK).
t >
MHK
Cmax/
MHK
AUC/
MHK
Penicilline X
Cephalosporine X
Carbapeneme X
Aminoglykoside X
Tetracycline X
Makrolide X
Clindamycin X
Glykopeptide X X
Fosfomycin X
Chinolone X X
Linezolid X X
Tigecyclin X
Daptomycin X X
Tab. 9.6 c: antimikrobielle Wirksamkeit in Abhängigkeit von pharmakokinetischen und pharmakodynamischen
Faktoren.
Beachte bei Antibiotika mit zeitabhängiger Wirkung die Infusionsdauer (zu kurze
Infusionsdauer kann die Wirkung mindern) und erwäge v.a. bei kritisch Kranken eine
verlängerte Infusionsdauer (2-4 h) von Betalaktamantibiotika mit kurzer HWZ.