
Antibiotika 38
Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAR
v.a. bei Dosisüberschreitung, längerer Behandlung, unberücksichtigter Niereninsuffizienz.
Aufsättigung tiefer Kompartimente und langsame Freisetzung über Wochen mit Gefahr der
Progredienz auch noch nach Absetzen des Aminoglykosids.
− neurotoxisch: neuromuskuläre Blockade und Atemlähmung durch verminderte ACh-
Freisetzung an der motorischen Endplatte v.a. bei rascher, hochdosierter Injektion und:
− Kombination mit Anästhetika und Muskelrelaxantien
− paralleler Transfusion größerer Mengen Citratblut (Ca2+ ↑)
− Myasthenia gravis (Kontraindikation)
=> Antidot: Calciumglukonat
− Superinfektionen durch Bakterien und Sprosspilze (Mundsoor, Vulvovaginitis)
− Überempfindlichkeitsreaktionen: Exanthem, Pruritus, Urtikaria, Fieber
− selten Hämatopoesestörungen (allergisch oder toxisch)
WIRKSPEKTRUM INDIKATION
Breitspektrumantibiotikum
− gramnegative Stäbchen
− Enterobakterien:
− E. coli
− Klebsiellen
− Proteus vulgaris
− Pseudomonas aeruginosa
− grampositiv
− Staphylokokken
− Enterokokken
Kombinationspartner bei schweren (nosokomialen)
Infektionen (gramnegative Stäbchen): Pneumonie,
Harnwegsinfektionen, Endokarditis, Sepsis, Fieber bei
Neutropenie, Pseudomonas-Infekt. bei zystischer Fibrose;
bevorzugt in Kombination mit Acylaminopenicillinen oder
Cephalosporinen der 3. Generation
spezielle Indikationen:
− lokal
− infizierte Wunden, Augeninfektionen
− Knochen-, Weichteilinfektionen (Septopal®-
nur schwach bzw. nicht wirksam gegen
Streptokokken, Haemophilus, Anaerobier
(Bacteroides, Clostridien)
Kugelketten)
− Spectinomycin: früher bei Gonorrhoe
− Streptomycin: Tuberkulose
Tab. 9.28
Aminoglykoside als Kombinationspartner bei schweren (nosokomialen) Infektionen durch
gramnegative Stäbchen (incl. Pseudomonas). Meist als Einmaldosis für nur 3-5 Tage.
KONTRAINDIKATION:
− schwere Niereninsuffizienz
− Innenohrschäden (vestibulär, cochleär)
− Gravidität (Gefahr pränatal erworbener Hörschäden), Stillzeit
− Vorsicht bei: Myasthenia gravis
INTERAKTION:
− Cephalosporine => verstärkte Nephrotoxizität
− oto- u/o nephrotoxische Pharmaka: Amphotericin B, Colistin, Ciclosporin A,
Cisplatin, Vancomycin, Schleifendiuretika => verstärkte Oto- bzw. Nephrotoxizität
− Halothan, nichtdepolarisierende Muskelrelaxantien => verstärkte neuromuskuläre
Blockade
Verminderung toxischer Komplikationen:
− Dosisanpassung bei Nierenfunktionseinschränkung
− Drug-Monitoring: Bestimmung von Spitzen- und Talspiegeln (Talspiegel < 1 mg/l,
Spitzenspiegel 15-20 mg/l für Gentamycin und Tobramycin, 60 mg/l für Amikacin)
− 1-mal tägliche Gabe der Tagesdosis als Kurzinfusion (über 1 h)
− üblicherweise als Kurzzeittherapie (3-5 Tage)
− Meidung anderer oto-/nephrotoxischer Substanzen, ansonsten zeitlich versetzte Gabe
anderer oto-/nephrotoxischer Substanzen (Schleifendiuretika: Furosemid, Etacrynsäure)
Anmerkung: Die hochdosierte tägliche Einmalgabe als Kurzinfusion vermindert Oto- und Nephrotoxizität
(bei erhaltener Bakterizidie): die in Niere und Innenohr kumulierten Aminoglykoside können leichter ins
Plasma rückdiffundieren. Vorteile: geringere Toxizität, sichere Wirkung. Bei Endokarditis noch 3x/d.