
Virusinfektionen 254
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C AIDS-definierende Erkrankungen:
− Pneumocystis-jirovecii-Pneumonie
− Toxoplasmose-Enzephalitis
− generalisierte CMV-Infektion, CMV-Retinitis
− chronische Herpes simplex Ulzerationen
− ösophageale oder pulmonale Candida-Infektion
− Tuberkulose
− Kaposi-Sarkom (sprich: "Kaposchi")
− maligne Lymphome, invasives Zervix-Karzinom
− HIV-Enzephalopathie / progressive multifokale Leukoenzephalopathie
Die CD4-Lymphozyten stellen den Hauptort der HIV-Infektion dar und sind für die
zelluläre Immunabwehr von zentraler Bedeutung. Die CD4-Zellzahl und HIV-Viruslast
(Angabe in Kopien/ml) sind die wichtigsten Parameter für das Ausmaß des
Immundefekts und erlauben Aussagen über Prognose, Wahrscheinlichkeit
opportunistischer Infektionen und Therapieerfolg. Die HIV-Viruslast verläuft weitgehend
spiegelbildlich zu den CD4-Lymphozyten, ist deren Prognosewert jedoch überlegen. Je
niedriger die Viruslast, umso günstiger die Prognose (und umgekehrt).
Die Viruslast besitzt unabhängig von der CD4-Zellzahl die größte prognostische Aussagekraft
bezüglich des klinischen Verlaufs.
Anmerkung: Nach der HIV-Infektion kommt es zu einem starken Anstieg der HIV-Viruskonzentration im
Organismus, dann wird die Virusvermehrung durch das Immunsystem gehemmt. Die frühere Vermutung,
daß zwischen HIV-Infektion und Ausbruch von AIDS das HIV-Virus im Körper „ruht“, ist falsch. Vielmehr
werden große Mengen neuer Viren produziert und wieder zerstört => Gleichgewichtseinstellung. Die
Viruskonzentration im „steady state“ variiert intraindividuell sehr stark und ist ein wichtiger Parameter für
Prognose und Verlauf der Infektion.
Immunologische Parameter für Krankheitsprogression und Therapieerfolg sind CD4-
Zellzahl und die HIV-Viruslast, wobei die HIV-Viruslast größere prognostische
Aussagekraft besitzt.
Die Begriffe ART (antiretrovirale Therapie), HAART (highly active antiretroviral therapy) und cART
(combined antiretroviral therapy: Betonung der Kombination) werden synonym genutzt.
Prinzipiell muß die antiretrovirale Therapie als Kombinationstherapie mit mindestens 3
Substanzen erfolgen, weil es unter Einfach- oder Doppeltherapie extrem schnell zu
Resistenzen kommt. Unter dauerhafter Einnahme besteht eine lebenslange effektive
Suppression der HI-Virusreplikation. Die CD4-Zell-assoziierte Immunfunktion bleibt
weitgehend erhalten und die meisten AIDS-definierenden Komplikationen können
vermieden werden.
9.6.4.2 Antiretrovirale Therapie (ART) 9.2.8
Die antivirale Mono- oder Zweifachtherapie ist obsolet. Die ART ≈ HAART umfasst
eine 3-fach Kombination und kann die Viruslast auf < 50 RNA-Kopien/ml reduzieren,
wodurch Resistenzen und Therapieversagen verhindert werden.
Lebenslange Einnahme ohne Unterbrechung, weshalb Kombinationspräparate zu
bevorzugen sind. Das Überleben kann fast normalisiert werden.