gastrointestinale und intraabdominelle Infektionen 180
Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAR
HCV-Genotyp 1 oder 4 bei DAA-naiven Pat ohne dekompen. Zirrhose und ohne höhergradige Niereninsuffizienz:
Pharmaka (Genotyp) Dauer keine Zirrhose keine Zirrhose
TN1 TE2 TN1 TE2
Grazoprevir + Elbasvir (1a) 12 Wo. X3 X3 X3 X3
Grazoprevir + Elbasvir (1b+4) 12 Wo. X X X X
Ledipasvir + Sofosbuvir (1) 8 Wo. X4
Ledipasvir + Sofosbuvir (1+4) 12 Wo. X X X X
(1) TN ≈ therapienaiv (keinerlei HCV-Vortherapie) (2) TE ≈ therapie-erfahren (Vortherapie mit (PEG)-Interferon ± Ribavirin.
Bei Grazoprevir + Elbasvir erwäge zusätzlich Ribavirin bei Vortherapie mit Boceprevir, Telaprevir o.a. NS3-Protease-
Inhibitoren + (PEG)-Interferon + Ribavirin. (3) bei 1a und Ausgangs-Viruslast > 800.000 I.U./ml oder Resistenzen im Bereich
des NS5A-Gens verlängere auf 16 Wo und gib zusätzlich Ribavirin. (4) bei Ausgangs-Viruslast < 6 Mio I.U./ml (5) erwäge
Ribavirin zusätzlich bei Versagen auf Vortherapie oder Thrombozyten < 75.000/μl
DAA-Ersttherapie bei dekompensierter Leberzirrhose:
− Velpatasvir + Sofosbuvir ± Ribavirin für 12 oder 24 Wochen
− Ledipasvir + Sofosbuvir ± Ribavirin bei Genotyp 1 oder 4 für 12 oder 24 Wochen
DAA-Therapie bei schwerer Niereninsuffizienz (GFR < 30 ml/min oder Dialyse):
− Glecaprevir + Pibrentasvir für 8,12 oder 16 Wochen
− Grazoprevir + Elbasvir bei Genotyp 1 oder 4 für 12 oder 16 Wochen
− Falls zusätzlich Ribavirin, dann Dosisanpassung gemäß GFR
− Bei schwerer Niereninsuffizienz keine nukleotidischen Polymerase-Inhibitoren (Sofosbuvir)
Re-Therapie nach DAA-Versagen:
− Voxilaprevir + Velpatasvir + Sofosbuvir für 12 Wochen
− Versagen unter o.g. Therapie: DAA-Auswahl nach Resistenzanalyse + Ribavirin + für 16-24 Wo
Hepatitis C und Schwangerschaft:
− kein generelles HCV-Screening bei Schwangeren, weil: (a) niedrige HCV-Prävalenz von < 1 %, (b)
HCV-Übertragungsrisiko auf das Kind 5 % (c) keine Maßnahmen zur Verhütung einer Infektionsübertragung
− chron. Hep. C wird nach Schwangerschaftsende therapiert (DAA in Schwangersch/Stillzeit kontraind.)
− Schwangerschaft hat keinen Einfluss auf längerfristigen Verlauf einer Hepatitis C. HIV-Koinfektion
erhöht kindliches Infektionsrisiko, eine HAART der Mutter kann das HCV-Infektionsrisiko senken.
− Bei HCV-infizierter Mutter keine generelle Empfehlung zur Sectio (hingegen ist bei HIV-koinfizierter
Mutter mit HIV-Virämie eine Sectio zur Verhinderung einer kindlichen HIV-Infektion empfohlen)
− kindliche Infektion wird per positivem HCV-RNA Nachweis gestellt (s.o.)
Hepatozyt
Freisetzung
C E1 E2 P7 NS2 NS3 NS4A NS4B NS5A NS5B
Capsid Envelope Cystein-
Protease
Serin-
Protease
NS3-
Cofaktor
A
Abb. 4.13: A) Replikationszyklus des Hepatitis C-Virus. B) Organisation des HCV-Genoms mit funktioneller
Zuordnung der entstehenden HCV-Proteine, Hauptangriffspunkte der direkt antiviralen Phamaka.
Zusammenbau
Eintritt
…previr =
NS3/4AProtease
Zellkern Inhibitoren
Hepatitis C
Virus
Bindung
Translation
Replikation
…asvir =
NS5AInhibitoren
…buvir =
NS5BPolymerase
Inhibitoren
Virushülle Replikation
Replikation
RNA-Polymerase
B
Lipide
Fusion
virale RNA
HCV-Replikation: das Hepatitis C Virus (HCV) bindet an Rezeptorkomplexe der Zielzellen (Hepatozyten) und wird per Endozytose
aufgenommen. Das Virus wird von seiner Hülle befreit und die einzelsträngige RNA des Virus (virales Genom) in das Zytoplasma
freigesetzt, wo die Translation beginnt. Das virale Genom codiert nur für ein einziges Polyprotein, das in 3 Strukturproteine (Core-
Protein C, virale Hüllproteine E1 und E2) und 7 Nichtstruktur (NS)-Proteine (Ionenkanal p7, Proteasen NS2 und NS3, RNAPolymerase
NS5B und die Proteine NS4A, NS4B und NS5A) gespalten wird. Das virale Genom von HCV dient zur Produktion
viraler Proteine und für die virale Replikation. Besondere Bedeutung bei der Replikation haben die Protease NS3 mit ihrem
Cofaktor NS4A (NS3/4A), die RNA-Polymerase NS5B und das Protein NS5A. Zusammenbau + Freisetzung der neuen HCViren.