Päd iatrie 250
Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAR
McIsaac-Score (je 1 Pkt) Centor-Score (je 1 Pkt) FeverPAIN-Score (je 1 Pkt)
− Fieber >38OC (auch anamnestisch)
− Tonsillenexsudate
− Zervikale Lymphadenopathie
− Kein Husten
− Pat < 15 Jahre (+ 1 Pkt)
− Pat > 45 J (– 1 Pkt)
− Fieber >38OC (auch anamnestisch)
− Tonsillenexsudate
− Zervikale Lymphadenopathie
− Kein Husten
− Fieber in letzten 24 h
− Tonsillenexsudate
− Ärztliche Vorstellung innerhalb von
3 d wegen Schwere der Beschwerden
− Tonsillen gerötet + geschwollen
− Kein Husten oder Rhinitis
Für Halsschmerzen bei Pat ≥ 3 Jahre (incl. Erwachsene) ohne „Red-Flags“ gilt: üblicherweise selbstlimitierender
Verlauf (5-7 d), virale Genese dominiert, geringes Komplikationsrisiko (Otitis media, Peritonsillarabszess,
Sinusitis). Antibiotikum kann bakterielle Komplikationen vermeiden (aber hohe NNT
von 200), verkürzt Krankheitsdauer um < 1 Tag, ist aber in bis zu 10 % mit NW (Diarrhoe, Anaphylaxie,
Mykose) behaftet. Streptokokken-Folgeerkrankungen (akutes rheumatisches Fieber, Poststreptokokken
Glomerulonephritis) können durch Antibiotikum nicht nachweislich verhindert werden.
18.4.7 Pseudokrupp
(subglottische Laryngitis, stenosierende Laryngotracheitis, viraler Krupp)
Allgemeines:
− Virale Atemwegsentzündung (Parainfluenzaviren 75 %, ferner RS-, Echo-Viren) mit
akuter subglottischer Stenose
− Charakteristische Klinik mit anfallsartigem bellenden Husten („Seehundhusten“) und
Heiserkeit (meist spät abends o. nachts), typisch ist inspiratorischer Stridor
− Prävalenz: 5-10 % aller Kinder (einer der häüfigsten pädiatrischen Notfälle – v.a. in Herbst und
Winter), üblicherweise zwischen 3 Monten und 5. Jahr (Häufigkeitsgipfel bei18 Monaten)
− Schweregrade:
I bellender Husten, Heiserkeit, geringer inspiratorischer Stridor (bei Erregung)
II Ruhestridor, beginnende Dyspnoe, leichte juguläre Einziehungen
III Ruhedyspnoe, ausgeprägte juguläre Einziehungen, Blässe, Agitation, Tachykardie
IV (selten) Hochgradige Dyspnoe, Zyanose, respirator. Insuffizienz, Bradykardie, Somnolenz
− Differentialdiagnosen:
Pseudokrupp echter Krupp
(Kehlkopfdiphtherie)
Epiglottitis
Erreger Viren:
meist Parainfluenzae
Bakterien:
Corynebakterium
diphtheriae
Bakteriell: früher meist hämophilus
influenzae Typ b (Hib), aktuell AStreptokokken,
Pneumokokken,
Staphylokokken, Klebsiellen
Häufigkeit − sehr häufig
− keine Impfung verfügbar
− In D selten
− Impfung verfügbar
− In D selten, dann meist
andere Erreger als Hib
− Impfung (Hib) verfügbar
Alter 3 Monate – 5 Jahre jedes Alter jedes Alter incl Senioren
Verlauf plötzlich (meist nachts),
zuvor oft wie grippaler Infekt
initial lokale Tonsillitis,
nach 4-5 Tagen Krupp
plötzlich, fulminant
Husten bellend bellend fehlt
Stimme heiser heiser kloßig
Schluckbeschwerden nein ja („Speicheln“) ja („Speicheln“)
Therapie − Glukokortikoide (rektal)
− Adrenalin inhalativ
− Kein Antiotikum
− Intubation ist Rarität
− Diphtherie-Antitoxin
− Antibiotika systemisch
− Ggfs Intubation
− Antibiotika systemisch
− Ggfs Intubation
Tab. 18.50: Gegenüberstellung von Pseudokrupp, echtem Krupp und Epiglottitis.
Therapie:
− immer: Beruhigung (möglichst auf Arm der Eltern belassen), kalte Luft (offenes Fenster)
− Ab Grad II: Glukokortikoide systemisch, Adrenalin inhalativ
− Ab Grad III: zusätzlich Sauerstoff anbieten
− Grad IV: zusätzlich Sauerstoff, Intensivtherapie, Atemunterstützung/Beatmung