Antibiotika 37
Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAR
9.1.4 Aminoglykoside
Freiname Handelsname Charakteristika
Gentamicin Refobacin® − Standard-Aminoglykosid
Tobramycin Gernebcin® − Gentamicin-ähnlich mit verbesserter
Aktivität gegen Pseudomonas
Amikacin Biklin® − Reserve-Aminoglykosid (Gentamicin-Resistenz)
− bessere Pseudomonasaktivität als Genta
Neomycin Neomycin − schwächer antibakteriell, höher toxisch => nur lokale
Anwendung: Haut, Auge, Ohr
Paromomycin Humatin® − prä-operative Darmdekontamination
− Hepatische Enzephalopathie
− nicht-invasiver Amöbenbefall des Darmlumens
Spectinomycin außer Handel − früher zur Einmaltherapie der Gonorrhoe (bei
Penicillinallergie oder -resistenz
Streptomycin Strepto-Fatol® − nur Tuberkulosetherapie
Tab. 9.27: Übersicht Aminoglykoside.
Aminoglykoside (Gentamicin, Tobramycin, Amikacin) sind wirksam im gramnegativen
Bereich (Enterobacteriaceae), nur schwach gegen grampositive Erreger. Sie werden
bei strenger Indikationsstellung (nephro-, ototoxisch) mit einem Beta-
Laktamantibiotikum kombiniert bei der Therapie lebensbedrohlicher Infektionen.
EIGENSCHAFTEN:
− bakterizid auf proliferierende und ruhende Erreger: Aminoglykoside binden an die
30 S-Untereinheit der 70 S-Ribosomen und hemmen die Proteinbiosynthese.
Zusätzlich wird die Zellwand geschädigt.
− bei oraler Gabe kaum Resorption => Darmsterilisation
− nach i.v.-Gabe:
− gute Verteilung im Extrazellulärraum, plazentagängig, aber kaum knochen- und
ZNS-gängig (schlechte intrazelluläre Penetration)
− minimale Metabolisierung: unveränderte renale Ausscheidung durch
glomeruläre Filtration (HWZ ≈ 2h) und tubuläre Rückresorption => hohe
antibakterielle Konzentration im Urin
Beachte: Anreicherung in den Tubuluszellen (nephrotoxisch) und der Perilymphe
des Innenohrs (ototoxisch) => geringe therapeutische Breite im Vergleich zu
Penicillinen und Cephalosporinen.
NEBENWIRKUNG: (Anreicherung in tiefen Kompartimenten)
− nephrotoxisch: durch Kumulation in der Nierenrinde (tubuläre Rückresorption); fast
immer reversible Nierenfunktionseinschränkung (Regeneration der Tubuluszellen):
− Ausscheidung von Eiweiß, Zellen, Zylindern
− zunehmende Niereninsuffizienz bis hin zu Tubulusnekrosen mit akutem Nierenversagen
Keine gleichzeitige Gabe mit anderen nephrotoxischen Medikamenten (z.B.
Furosemid, Etacrynsäure, Amphotericin B, Vancomycin). Beachte Dosisreduktion
bei Niereninsuffizienz.
− ototoxisch: durch Kumulation in Endo- und Perilymphe Schädigung der Sinneszellen;
initial reversibel, bei schwerer Schädigung irreversibel
− Hörstörungen (cochleär): Tinnitus, Innenohrschwerhörigkeit
− Gleichgewichtsstörungen (vestibulär): Schwindel, Nystagmus
Spezielle Indikation Allg. Indikation