Blutstrominfektionen 130
Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAR
Staphylococcus aureus Blutstrominfektion
2018 SOP-Management der Staph aureus Blutstrominfektion
Einleitung:
− Staph aureus ist nach E. coli der zweithäufigste Erreger von Blutstrominfektionen
− Die Krankenhaussterblichkeit einer Staph aureus Blutstrominfektion beträgt 15-40 %,
regelrechte Diagnostik und Therapie können die Sterblichkeit halbieren
− Frühe Komplikationen: septischer Schock, septische Absiedlungen (Lungenabszess),
Ausbreitung per kontinuitatem
− Spätkomplikationen bei 10-15 % infolge septischer Absiedlungen: Endokarditis,
Spondylodiszitis, periprothetische Gelenkinfektion. Hohes Risiko bei prolongierter
Bakteriämie (z.B. ambulant erworben oder später Therapiebeginn).
− Staph aureus kann Biofilme auf Oberflächen bilden, was die antibiotische Therapie
erschwert und häufig chirurgisches Debridement bzw. Fremdkörperentfernung erfordert
− Jeder Nachweis von Staph aureus in der Blutkultur ist relevant und gehört therapiert
(kontaminierte Blutkulturen durch Staph aureus sind selten (< 5 %), zudem drohen
schwere Komplikationen).
Diagnose
Staph. aureus in Blutkultur 1
Anamnese und körperliche Untersuchung 2, ggfs + Bildgebung
nein Fokus ? ja rasche Fokussanierung3
− Ambulant erworbene Staph aureus Blutstrominfektion ?
− Kardiale Fremdkörper (Klappenprothese, Schrittmacher, ICD) ?
− i.v.-Drogenabusus
− periphere oder zerebrale Embolien ?
− Spondylodiszitis, Osteomyelitis ?
− Kardiale RF (Herzvitium, Herztransplantation, Z.n. Endokarditis) ?
− Hämodialyse
nein ja
Transösophageales Echo (TEE) 4
positiv Kontroll-Blutkulturen 48 h nach Therapiestart/Fokussanierung5 ? negativ
Fokussuche fortsetzen, Fokussanierung:
− Erweiterte Bildgebung (erwäge PET-CT)
− TEE (Wiederholung)
− Blutkulturen wiederholen bis negativ
(1) Jeder Staph aureus-Nachweis in der Blutkultur ist als relevant anzusehen und zu therapieren.
(2) Achte auf (a) septische Streuherde (Spondylodiszitis, Gelenksinfektion, Psoas-Abszess), (b) auf
Endokarditis-Hinweise (Janeway-Läsion, Osler-Knoten, konjunktivale Blutung), (c) primäre Foki
(Einstichstelle Gefäßkatheter, Wunden).
(3) Schnellstmögliche Fokussanierung verhindert weitere Streuung von Spah aureus. Infizierte
Fremdkörper (z.B. Schrittmacher, ICD) müssen komplett entfernt werden, Abszesse möglichst
drainieren.
(4) Bei ca 10 % der Staph aureus Bakteriämien besteht eine Endokarditis, wodurch die Prognose weiter
verschlechtert wird. Wiederhole TEE nach 7 Tagen falls Blutkulturen weiterhin positiv oder
anhaltender klinischer Verdacht.
(5) Weiterhin positive Verlaufsblutkulturen weisen auf septische Absiedlungen hin und erfordern eine
intensivierte Fokussuche (TEE, PET-CT) und Fokussanierung.
Therapiefortführung,
abhängig vom Verlauf ggfs. weitere
Fokussuche/-sanierung