
Mykosen 277
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hintergundspiegelung bei jeder Candidämie und invasiven Candidiasis
− Entfernung und Neuanlage zentraler Venenkatheter (nicht über „Draht“
wechseln), Entfernung infizierter Fremdkörper bzw. infizierter Herzklappen
unumgänglich
− konventionelles Amphotericin B ≈ Ampho B Deoxycholat: nur noch bei
Unverträglichkeit anderer Antimykotika. Höhere Toxizität als bei lipidformuliertem
Ampho B.
− Therapiedauer bei Candidämie: 14 Tage bis nach letzter positiver Blutkultur
(fehlende septische Herde vorausgesetzt)
Tab. 9.92: Übersicht Candida-Infektionen.
Candidämie – stabiler Patient (kein Schock, keine Organherde, ausreichende Granulozyten,
keine vorherige Fluconazol-Prophylaxe): 1. Wahl ist Echinocandon oder Fluconazol.
Candidämie – instabiler Patient (Schock, Sepsis, schwere Immunsuppression, Neutropenie,
vorherige Fluconazol-Prophylaxe bzw. C. glabrata oder krusei wahrscheinlich): 1. Wahl
ist Echinocandin (z.B. Caspofungin).
Wichtigster Erreger ist der thermophile Schimmelpiz Aspergillus fumigatus (ubiquitäres Vorkommen),
seltener ist A. flavus. Aspergillus-Sporen werden von gesunden Menschen häufig
inhaliert und folgenlos expektoriert. Aspergillen können zu verschiedenen Krankheiten führen:
− bronchopulmonale Aspergillose: rein allergische Formen (bei 1-2 % der Asthmapatienten,
auch bei zystischer Fibrose) möglich, aber auch lokal invasiver Befall mit Destruktion der
Bronchialwand möglich. Bei mehrfachem Erregernachweis im Bronchialsekret erwäge Itraconazol
(1 x 200 mg p.o. über mind. 16 Wochen)
− Aspergillom (≈ Pilzball): Aspergillus-Infektion präformierter Höhlen (Lungenzyste, Kaverne).
Systemische Therapie kaum erfolgreich, erwäge OP.
− invasive pulmonale oder extrapulmonale Aspergillose: bei hochgradiger Abwehrschwäche
(Neutropenie nach Transplantation oder Chemotherapie, Leukämie, HIV), vorkommende,
oft therapieresistente Pneumonie. Typische Röntgenbefunde. Dissemination mit hämatogener
Ausbreitung (ZNS, Nieren, Herz) möglich.
Empfehlung: Voriconazolo oder Isavuconazol als 1. Wahl. Bei Therapieversagen liposomales
Ampho B oder Caspofungin. Beachte: die Prognose invasiver Aspergillosen ist auch unter
optimaler Therapie schlecht (Sterblichkeit < 50 %). Oft ist die Aspergillose die finale Komplikation
einer schweren Erkrankung mit Abwehrschwäche. Voraussetzung einer erfolgreichen Therapie ist
die Überwindung der zugrunde liegenden Immunsuppression.
Opportunistische Pilzinfektionen sind drastisch angestiegen. Ursache ist eine Zunahme
immunsupprimierter Patienten (AIDS, Organtransplanatation, Tumorpatienten, Intensivmedizin).
Größte Bedeutung haben Candida-Spezies, weitere Erreger systemischer Mykosen
sind u.a. Cryptcoccus und Aspergillus.
Obligat pathogene Mykosen (Kokzidioidomykose, Blastomykose, u.a.) kommen in Europa so
gut wie nicht vor. Beachte: Häufigkeit Candida ≥ 3/4 aller systemischen Mykosen.
9.6.6.4 Schimmelpilze
9.6.6.5 Systemische Mykosen 9.6.6.3, 9.6.6.4
Systemische Mykosen als Ausdruck einer massiven Pilzinfektionen werden v.a. durch
Candida, Cryptococcus neoformans und Aspergillus hervorgerufen.