Mykosen 276
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9.6.6.3 Candida
Die Candidamykose, auch als Soor (≈ weißliche Beläge) bezeichnet, ist bei uns die häufigste
Mykose. Ubiquitäre Verbreitung von Candida species. Candida albicans ist am häufigsten, aber
rückläufig. Andere Arten (C. glabrata, C. parapsilosis, C. tropicalis, C. pseudotropicalis, C.
krusei) haben deutlich zugenommen (in einigen invasiven Isolaten fast 50 %). Candida gehört
zur normalen Schleimhautflora. Infektionen unter lokal oder allgemein geschwächter Abwehr,
lokale oder systemische Ausbreitung.
Lokalisation Therapieempfehlung / Charakteristika
Haut − häufig; nicht gefährlich, aber lästig
− lokal Azole (Clotrimazol, Bifonazol) oder Polyene (Nystatin, Ampho B)
− keine Wirksamkeit von Terbinafin, Tolnaftat (oder Griseofulvin)
genital − lokal (intravaginal) Azole: Clotrimazol oder Miconazol, Dauer (3)-7-14 d
− alternativ: Eintagestherapie Fluconazol (1 x 150 mg) oder Itraconazol (2 x
200 mg)
− Partnermitbehandlung
− häufig Rezidive, aber kaum Resistenzen
Mundsoor /
Soor-Ösophagitis
− Nystatin lokal: Suspension oder Mundgel (100.000 I.E. alle 3-6 h für 14 d)
− schwere Form/bei AIDS: systemisch mit Fluconazol oder Itraconazol
Darm − gesunde Patienten: die Candida-Besiedlung des Darmes ist
physiologisch, die „Pilz-Hysterie“ des Darmes grober Unfug
− sehr selten und nur bei schwerster Abwehrschwäche relevant
Candidämie
empirische
Therapie bei V.a.
invasive Candiasis
keine Neutropenie (IDSA 2016)
Erkrankung/Erreger Empfehlung
Candi- leichte Erkrankung Fluconazol (falls vorher Azole: Echinocandin)
dämie,
V.a. in-
mittelschwere bis
schwere Erkrankung
Echinocandin (bei stabilen Pat mit sensiblen
Stämmen wie C. albicans: später Fluconazol)
vasive
Candi-
C. glabrata, krusei Echinocandin (wenn unter Fluconazol Besserung
und negative Kulturen: keine Umstellung)
diasis C. parapsilosis Fluconazol (wenn unter Echinocandin Besserung
und negative Kulturen: keine Umstellung)
„Referenz“-Echinocandin ist Caspofungin, bevorzuge Anidulafungin bei Leberdysfunktion
Neutropenie (IDSA 2016)
Erkrankung/Erreger Empfehlung
Candi- leichte Erkrankung Fluconazol (falls vorher Azole: Echinocandin)
dämie mittelschwere bis
schwere Erkrankung
Echinocandin oder
lipidformuliertes Ampho B
C. glabrata, krusei Echinocandin oder lipidformuliertes
Ampho B oder bei C. krusei: Voriconazol
C. parapsilosis Fluconazol oder lipidformul. Ampho B
V.a. in-
vorher Azole lipidformuliertes Ampho B oder
vasive
Caspofungin oder Voriconazol
Candi-
diasis
ohne vorherige
Azole
Fluconazol
Allgemeines zur Candidämie:
− häufiger Erregereintritt über zentrale Venenkatheter
− gehäuft unter Immunsuppression/Knochenmarksuppression
− vermehrt Fluconazol-resistente Stämme: v.a. C. glabrata und krusei;
bei Immunsupprimierten oft „Pilzprophylaxe“ mit Fluconazol, hierunter
vermehrt Azol-resistente Non-albicans Stämme
− wichtiges Symptom ist Fieber, nur bei massiver Fungämie ist ein Candida
Nachweis in Blutkulturen möglich (Candida-Antikörpernachweis
unzuverlässig); es gilt: jede Candida-positive Blutkultur gehört therapiert
− häufig septische Absiedlungen in Retina, Gehirn und Nieren => Augen-