
gastrointestinale und intraabdominelle Infektionen 178
Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAR
Freiname Handelsname Dosierung
Peg-Interferon-2α Pegasys® 180 μg s.c. 1 x / Woche für 48 Wochen
Entecavir Baraclude® 0,5 mg 1 x/d p.o., bei Lamivudin-Resistenz 1,0 mg 1 x/d
Tenofovir Viread® 245 mg 1 x/d p.o.
Hepatitis B und Schwangerschaft:
− chronische Hepatitis B ohne fortgeschrittene Fibrose: Therapie nach Schwangerschaft
− chronische Hepatitis B mit fortgeschrittener Fibrose/Zirrhose: Therapie mit TDF
− chronische Hepatitis B unter antiviraler Therapie: Therapie weiter (mit TDF)
− HBV-DNA > 200.000 IU/ml oder HBsAg > 4000 IU/ml: antivirale Prophylaxe mit TDF ab 24.SSW
bis 12. Wo postpartal
− Stillen ist nicht kontraindiziert
Hepatitis B und Hepatitis D:
− Hepatitis D nur als Koinfektion mit Hepatitis B möglich: HD-Virus benötigt Hepatitis-B-Hüllprotein
(HBsAg) für Zelleintritt/-austritt
− chronische Hepatitis D hat schlechteste Prognose chron. Hepatitiden: Zirrhose- u. HCC-Risiko ↑↑
− einzig wirksame Therapie ist Interferon alfa (PEG-IFNα-2a)
− Merke: bei jedem HBsAg-positiven Pat einmal anti-HDV bestimmen !
4.7.3 Hepatitis C (Leitlinie DGVS 2018 / Leitlinien-Entwurf 2020)
− Die direkten antiviralen Substanzen (DAA) haben die Hepatitis C Therapie revolutioniert. Die
Therapie der Wahl besteht in Interferon-freien DAA-Kombinationen. Hierunter bestehen
Heilungsraten von > 95 % (bei Genotyp 1).
− Die neuen DAA sind gut verträglich, die Therapievielfalt ist sehr komplex und gehört in die
Hand des Spezialisten. Typischerweise werden 2 DAA kombiniert, die Therapiedauer beträgt
meist 12 Wochen. Beachte bei der Auswahl Leber- und Nierenfunktion sowie Interaktionen.
NEWS
Der intravenöse Drogenmissbrauch ist der häufigste Übertragungsweg der Hepatitis C. Durch
systematisches HCV-Screening sind HCV-kontaminierte Blutprodukte heutzutage praktisch eliminiert. Die
sexuelle Übertragung ist sehr selten. In 30-40 % ist der Übertragungsweg unklar.
akute Hepatitis C
75 % 25 %
fulminant
0,1 %
ohne Symptome deutliche Symptome
(50-) 80-90 % 20-50 %
chronischer Verlauf Ausheilung
Zirrhose 20-30 % der chron. Hep. C
(im Verlauf der nächsten 30 J.)
hepatozelluläres Karzinom bei Zirrhose 2-5%/Jahr
Die akute Hepatitis C (< 6 Monate) verläuft
bei 75 % der Patienten klinisch inapparent
(asymptomatisch bzw. anikterisch) und bis zu
80-90 % dieser Patienten entwickeln einen
chronischen Verlauf. Auch chronische HCVInfektionen
sind oft klinisch inapparent bzw.
klinisch unspezifisch, bei bis zu 40 % der
Patien-ten bestehen normale Transaminasen.
Bei der chronischen Hepatitis C persistieren
HCV-RNA. Die Genotyp-Bestimmung
ist für Dauer und Erfolgsaussichten einer
antiviralen Therapie von Bedeutung.
Abb. 4.12
HCV-Screening umfasst Antikörper gegen
HCV (Anti-HCV) und bei positivem Befund
die Diagnosesicherung mittels HCV-RNANachweis.
Bei Immunkompromitierten immer
plus HCV-RNA, da Anti-HCV verzögert
gebildet oder gar fehlen kann.
Bei akuter Hepatitis C sind derzeitige Anti-
HCV-Tests in den ersten 7-8 Wochen noch
negativ, dagegen ist HCV-RNA bereits 1-2
Wochen nach Infektion nachweisbar. Merke:
beide Tests bei V.a. akute Hepatitis C.
Säuglinge: diaplazentar übertragende Antikörper
können beim Kind bis 18 Mo nachweisbar sein,
daher wird eine postnatale Hep C (durch Mutter
übertragen) nur durch HCV-RNA diagnostiziert.
V.a. HCV-Infektion
V.a. akute Infektion /
Immunkompromitierung
(HIV, Dialyse, postnatal)
Anti-HCV +
HCV-RNA ?
pos neg
keine akute Infektion /
keine Immunkompromitierung
neg Anti-HCV ? pos
pos neg
neg pos
Kontrolle ? HCV-RNA ?
ausgeheilte
Hepatitis C
chronische
Hepatitis C
akute
Hepatitis C
Ausschluß
Hepatitis C
Abb 4.12a
Therapie (antiviral wirksame Pharmaka bei Hepatitis C 9.2.7)
Weitere Diagnostik: (a) HAV, HBV, HIV-Diagnostik (b) Sonographie Abdomen (bei Vorliegen einer
Zirrhose alle 6 Mo Sonokontrolle zur Früherkennung HCC) (c) AFP bei erhöhtem HCC-Risiko u/o
verdächtigem Leberherd (d) Bei Leberzirrhose: Bestimung Fibrosegrad per Fibro-Scan od. ggfs. Biopsie