Infektionen in der Kardiologie 141
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2.21 Endokarditiden
2.21.1 Infektiöse Endokarditis
(European Society of Cardiology 2015)
− Keine Aminoglykoside mehr bei Staphylokokken-Nativklappenendokarditis empfohlen
− Wenn Aminoglykoside indiziert, dann als tägliche Einmalgabe
− Neue Alternative bei Staphylokokken: Daptomycin mono oder Cotrimoxazol + Clindamycin
− Vancomycin-Dosis: einige Experten empfehlen (statt 30 mg/kg/d) bis zu 60 mg/kg/d
2.21.1.1 Einführung
Allgemeines:
− Def.: Entzündung der Herzklappen bedingt durch Infektionen.
− selten (3-10/100.000/Jahr), aber gefährlich (15-30 % Krankenhaussterblichkeit)
− üblicherweise sind Linksherzklappen (Mitralklappe, Aortenklappe) betroffen, bei i.v.-
Drogenabusus auch Rechtsherzklappen (v.a. Trikuspidalklappe)
− prädisponierend: Klappenprothesen, degenerative Klappenerkrankungen, i.v.-Drogenabusus,
intrakardiale Devices – assoziiert mit vermehrten invasiven Proceduren (Bakteriämierisiko ↑)
− Erregerwandel: Staphylokokken zunehmend, Streptokokken abnehmend
− Akute Endokarditis: durch Ulzerationen schnelle Klappenzerstörung mit progredienter
Herzinsuffizienz (innerhalb weniger Tage bis hin zum Schock), hohes Fieber, septische
Herde in Hirn, Haut, Nieren.
− Subakute Endokarditis: schleichender Verlauf, subfebril bis febril, BSG ↑, wechselndes
Herzgeräusch, Splenomegalie, allgemeines Krankheitgefühl
− Postoperative Endokarditis ≈ Kunstklappenendokarditis:
− Frühform (< 1 Jahr): Staphylokokken, aerobe gramnegative Stäbchen (perioperative Kontamination)
− Spätform (> 1 Jahr): Staphylokokken, Streptokokken (Erreger der Spätform ähneln Nativklappenendokarditis)
2.21.1.2 Diagnostik
Goldstandard in der Bildgebung ist die Echokardiographie:
− sofortige transthorakale Echokardiographie (TTE) bei V.a. akute Endokarditis (meist unklares
Fieber, ggfs. positive Blutkulturen mit typischen Erregern)
− zusätzliche transösophageale Echokardiographie (TEE) bei: positivem TTE-Befund, schlechter
Schallqualität im TTE, Klappenprothese, negativem TTE-Befund bei hoher Endokarditis-
Wahrscheinlichkeit (z.B. positive Blutkulturen mit typischen Erregern)
− Beachte: TEE nur bei guter Bildqualität im TTE + negativem TTE-Resultat + geringer
Endokarditis-Wahrscheinlichkeit nicht notwendig => in allen anderen Fällen (und im Zweifel) TEE
− 3 Echobefunde gelten als Hauptkriterium für eine infektiöse Endokarditis: Vegetationen,
Abszesse, neue Dehiszenz einer Klappenprothese
− Bei initial negativem TEE, aber fortbestehendem Endokarditis-Verdacht => TEE-WH nach 5-7 d
NEWS
− Prophylaxe: gute Zahnhygiene und regelmäßige Zahnarztbesuche sehr wichtig
− Antibiotika-Prophylaxe nur noch bei Hochrisikopatienten und Hochrisiko-Eingriff
− Diagnostik: Echokardiographie und Blutkulturen sind die Eckpfeiler
− Therapie umfasst eine verlängerte antibiotische Therapie und – in etwa der Hälfte der Pat.
– eine operative Entfernung des infizierten Gewebes.
− Die Antibiotika-Dauer beträgt bei Nativklappenendokarditis 2-6 Wochen und bei
Prothesenendokarditis mind. 6 Wochen.
− 3 Hauptindikationen für frühe OP: Herzinsuffizienz, unkontrollierte Infektion, Embolieprävention
− Embolien als häufige Komplikation (in 20-50 %): kann durch frühen Beginn der Antibiotika
und frühe OP gesenkt werden (spezielle OP-Indikationen)
BASICS