Päd iatrie 246
Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAR
Augeninfektionen
Antibiotikum Dosis Dauer Anmerkungen
− strenge Indikation auch für antibiotische Augentropfen (wegen Effekt auf nasopharyngeale Flora)
− Tränengangsstenose: keine Antibiotika
− Eitrige Konjunktivitis: üblicherweise keine Antibiotika, je nach Ausmaß und Dauer der eitrigen
Sekretion bei Kdr > 2 Mo: Gentamicin oder Kanamycin Augentropfen 1 Trpf/Auge 4x/d für 4-5 d;
denke bei Konjunktivitis im 1. Lebensmonat an Chlamydien u. Gonokokken
− Hordeolum: erwäge feuchte Wärme + Bibrocathol 2 % Augensalbe 3-5x/d, keine Antibiotika
Chirurgische Infektionen
Antibiotikum Dosis Dauer Anmerkungen
Abszess, leichte/oberflächliche Wundinfektionen, Balanitis, Panaritium
− üblicherweise keine Antibiotika (lokal o. systemisch), sondern chirurgische + antiseptische Therapie
Tier- oder Menschenbissverletzungen:
− chirurgische und antiseptische Therapie
− überprüfe Tetanusschutz, checke Tollwut-Risiko (Deutschland ist aktuell tollwutfrei, dran denken
bei Fledermausbiss, Biss im tollwutbelasteten Ausland, illegal importiertem Tier)
− bei oberflächlichen Bissverletzungen: zunächst keine Antibiotika und beobachten
− bei tiefen / schweren Bissverletzungen:
Amoxicillin /
Clavulansäure
50 + 12,5 mg/kg/d (max. 3,75 g) in
3 ED
5-10 d bevorzuge Trockensaft
Tab. 18.47
18.4.5 Akute (infektiöse) Gastroenteritis (AGE) bei Kindern
(S2k-Leitlinie 2020)
Allgemeines:
− Akute infektiöse Gastroenteritis ist eine der häufigsten pädiatrischen Krankheiten
− Klinik: Leitsymptome sind geminderte Stuhlkonsistenz und gesteigerte Stuhlfrequenz (>
3x/d oder mind. 2 Stühle mehr als üblich) mit oder ohne Erbrechen und Fieber.
Stuhlfrequenz und –konsistenz unterliegen großen physiologischen Schwankungen: gestillte Säuglinge
haben üblicherweise breiige bis flüssige Stühle mit bis zu 10 Stühlen am Tag; nicht gestillte Säuglinge eher
breiige Stühle (1-3x/d), Kleinkinder breiige bis geformte Stühle 3x/d bis 2-3x/Woche.
− am häufigsten bei Säuglingen und Kleinkindern bis 5 Jahren: Noroviren > Rotaviren >
Campylobacter > Salmonellen > enterohämorrhagische E. coli (EHEC). Rotavirus-
Gastroenteritis rückläufig seit Impfung laut STIKO.
− Komplikationen: Dehydratation, Elektrolytentgleisung, selten lebensbedrohlich
− Häufigkeit bei Kindern < 3 Jahren in Europa: 0,5-2 Episoden pro Kind/Jahr; meist im Kleinkindesalter und
viraler Genese (seit Impfung gegen Rotaviren: Noroviren > Rotaviren, bei schwerer akuter GI dominieren
Rotaviren). Erbrechen spricht für Viren. Bakteriell deutlich seltener und eher ab 2 Jahren. Denke bei hohem
Fieber, blutiger Diarrhoe und starken Bauchschmerzen primär an bakterielle Genese (Campylobacter,
Salmonellen, Shigellen, EHEC). Nosokomiale akute Gastroenteritis wiederum meist durch virale Erreger
(Rota-, Noroviren) verursacht.
Virus Haupt-
saison
Inkubationszeit,
Dauer
Übertragung Alter Laktose-
Intoleranz
Besonderheiten
Rota-
virus
Herbst,
Winter
Inkub: 2-3 d
Dauer: 5-7 d
fäkal-oral;
Erbrechen
6-24 Mo ja − schwere Durchfälle
Noro-
virus
ganzes
Jahr
Inkub: 12-48 d
Dauer: 1-4 d
fäkal-oral, Wasser,Nahrungsmittel,
Erbrechen
jedes
Alter
nein − Erbrechen führend
− häufigste virale AGE
Adeno-
viren
Sommer Inkub: 3-10d d
Dauer: 6-9 d
fäkal-oral Kinder ja − endemisch
Tab. 18.48: Die häufigsten viralen akuten Gastroenteritiden (AGE) bei Kindern.
− Schwere Verläufe v.a. bei Kindern unter 5 Jahren, 2/3 der schweren Verläufe durch
Viren (v.a. Rotaviren), denke bei schweren Verläufen, Immunsuppression oder chronisch entzündlich
Darmerkrankungen auch an Clostridium difficile (C. diff-Infektion auch ohne vorherige Antibiotika möglich)
− Hauptkomplikationen: Dehydratation mit Hypovolämie und Störungen des Elektrolyt- und
Säure-Basen-Haushaltes; dehydratationsgefährdet sind v.a. Säuglinge + Kleinkinder <2J