Infektionen in der HNO 237
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Diagnose:
− Otoskopie/Ohrmikroskopie von Gehörgang und Trommelfell; falls Trommelfell
nicht einsehbar => schließe Innenohrbeteiligung aus; bei verschwollenem
Gehörgang typischerweise Schallleitungsstörung; Untersuchung Ohrmuschel +
Lymphknoten.
− Bei höherer Temperatur (≥ 39OC) u/o Allgemeinsymtomen denke an Ausbreitung
über Gehörgang hinaus.
Therapie
− unkomplizierte Otitis externa (auf Gehörgang begrenzt, keine Problemkeime):
atraumatische Gehörgangsreinigung plus topische antiseptische und
antimikrobielle Therapie plus Analgesie. Gehörgangsreinigung möglichst durch HNO-Arzt
unter mikroskopischer Sicht mit Sauger u/o Häkchen, Spülung erst nach Ausschluss
Trommelfelldefekt. Exsudat gehört entfernt: kann Entzündung unterhalten und topische Therapie
erschweren.
− komplizierte Otitis externa ((a) Ausbreitung über Gehörgang hinaus: z.B.
Allgemeinsymptome wie hohes Fieber; (b) schlecht eingestellter Diabetes
mellitus, Immundefekt, topische Therapie nicht möglich (c) Problemkeime wie
Pseudomonas): Antibiotika systemisch
Früher verwendete Farbstoffe (lokal antiseptisch, austrocknend) wie Gentianaviolett oder
Brillantsäuregrün sind wegen Toxizität nicht mehr zugelassen.
topische Therapie: Antiseptika, Antibiotika, Steroide
− Mittel der Wahl bei unkomplizierter Otitis externa: klinische Verbesserung in 65-
90 % nach 7-10 d (in Cochrane-Metaanalyse keine signif. Unterschiede
Antiseptika vs Antibiotika bzw. ± zusätzliches Steroid. Bei längerer Therapiedauer
(2-3 Wo) sind topische Antiseptika (Essigsäure) als Monotherapie unterlegen).
− keine ototoxischen topischen Substanzen bei Trommelfelldefekt (Perforation oder
einliegendes Paukenröhrchen)
− Gehörgangsstreifen (medikamentengetränkter Gazestreifen): topischer Effekt ↑
− Korrekte Tropfen-Applikation: auf Gegenseite hinlegen, Tropfen in Gehörgang
einbringen, dann 3-5 min auf der Seite liegen bleiben (+ Ohr sanft hin- und
herbewegen)
− Topische Antiseptika: u.a. Essigsäure, Chlorhexidin, Aluminiumacetat,
Silbernitrat, viele Präparate enthalten auch Alkohol (desinfizierend +
abschwellend); sauer ph (z.B. durch Essigsäure) hemmt Bakterienwachstum.
− Topische Antibiotika (möglichst nach Antibiogramm): hohe lokale Konzentration,
keine systemischen NW. Gegen Staph aureus und Pseudomonas aeruginosa
gerichtet. Zugelassen in D sind: Ciprofloxacin, Neomycin, Polymyxin B.
Chinolone (Ciprofloxacin, off label Ofloxacin als Augentropfen) sind sehr wirksam
ohne lokale Reizung, bei (zu) langer Anwendung drohen Resistenzen. Neomycin
ist effektiv, in 15-30 % Kontaktderatitis, zudem ototoxisch => nicht bei
Trommelfellperforation. Polymyxin alleine nicht gegen grampositive Erreger
effektiv => Kombi typischerweise mit Neomycin.
− Topische Steroide: zur Abschwellung; nicht als Monotherapie, sondern als
Antibiotika-Steroid-Kombi.
− Topische Antimykotika: bei nachgewiesener Pilzinfektion Streifen mit Ciclopirox,
Nystatin, Clotrimazol oder Miconazol einlegen. Bei Trommelfelldefekt systemisch
Fluconazol (nach Resistogramm).