Virusinfektionen 253
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9.6.4 HIV / AIDS
− Die ART wird früher begonnen und ermöglicht eine nahezu normale
Lebenserwartung. Jedoch bekommt die erhöhte Nicht-AIDS-assoziierte Morbidität
und Mortalität (u.a. kardiovaskuläre Erkrankungen) größere Bedeutung.
− Eine vollständige Viruseradikation ist für die nächsten Jahre unrealistisch, jedoch ist
eine funktionelle Heilung in Einzelfällen möglich.
− Die Viruslast der Indexperson ist wichtiger Entscheidungsfaktor für die Indikation zur
Postexpositionsprophylaxe.
HIV (Human Immunodeficiency Virus) ist ein RNS-haltiges Retrovirus, das das Enzym reverse
Transskriptase enthält. Es werden 2 HIV Typen unterschieden: HIV 1 und HIV 2, Doppelinfektionen mit
HIV 1 und HIV 2 sind möglich.
Das Human Immunodeficiency Virus kann alle Zellen mit dem Oberflächenantigen CD4 infizieren. Dies
sind an erster Stelle die T-Helferzellen, die nach dem Oberflächenantigen CD4 als CD4 Zellen (≈ T4-
Lymphozyten) bezeichnet werden.
Die meisten pathologischen Veränderungen der HIV Infektion werden weniger durch direkte Effekte des
HIV als durch durch opportunistische Infektionen oder Neoplasien hervorgerufen.
AIDS (Aquired Immune Deficiency Syndrome) ist das Endstadium der HIV-Erkrankung. Es ist durch das
Versagen der zellulären Immunabwehr charakterisiert.
Opportunistische Infektionen mit meist intrazellulär wachsenden und normalerweise wenig pathogenen
Erregern sowie einige Tumorerkrankungen werden unkontrollierbar und führen zum Tod des Patienten.
CDC-Klassifikation (1993)
Laborkategorie klinische Kategorie
CD4-Zellen / μl A
(asymptomatisch)
B
(Symptome, kein AIDS)
C
(Symptome, AIDS)
1: ≥ 500 A 1 B 1 C 1
2: 200-499 A 2 B 2 C 2
3: < 200 A 3 B 3 C 3
Tab 9.77
Die meisten AIDS-definierenden Erkrankungen und Malignome treten bei CD4 Zellen
< 200/μl auf. Symptomlose Patienten mit einer CD4 Zellzahl < 200/μl entwickeln in über
80 % innerhalb von 3 Jahren AIDS.
Die klinischen Kategorien A bis C (Auswahl):
− asymptomatische HIV-Infektion
− generalisierte Lymphadenopathie (LAS)
− akute, symptomatische HIV-Infektion
B nicht zur AIDS definierenden Kategorie C gehörend, dennoch ursächlich mit der
HIV-Infektion zusammenhängend:
− oropharyngeale oder vulvovaginale Candida-Infektionen
− Temperatur > 38.5 0C oder Diarrhoe > 4 Wochen
− orale Haarleukoplakie
− Herpes zoster (bei Befall mehrer Segmente oder nach Rezidiv)
− bazilläre Angiomatose
− zervikale Dysplasien oder Karzinoma in situ
− Entzündungen des kleinen Beckens
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9.6.4.1 Einführung
A