Infektionen in der Pulmologie 166
Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAR
3.8 COPD – akute Exazerbation
akute Exazerbation der COPD – Allgemeines zur Akuttherapie:
− Def: akute Verschlechterung der respiratorischen Symptome, die zusätzliche Therapie
bedingt
− Hauptursache sind Bronchialinfekte, Pharmaka der Wahl sind kurzwirkende inhalative
Bonchodilatatoren (Beta2-Agonisten u/o Anticholinergika), später Dauertherapie mit
langwirksamen Bronchodilatatoren.
− Keine Empfehlung für Methylxanthine (nebenwirkungsreich)
− Systemische Glukokortikoide (Prednisolon 50 mg/d) für maximal 5-7 Tage
− Antibiotika für 5-7 d bei (V.a.) bakterielle Atemwegsinfektion: (a) mind. mittelschwere
Exazerbation mit purulentem Sputum (b) bei Intensivpflichtigkeit auch ohne purulentes
Sputum. (s.u.)
− Bei Hypoxämie erfolgt O2-Gabe (Nasensonde, Maske) mit arteriellem Ziel-pO2 > 60 mmHg
und Ziel-O2-Sat 91-92 % (unter O2-Gabe besteht bei COPD Gefahr eines unterdrückten
Atemantriebs mit konsekutiver Hyperkapnie, daher O2 titrieren mit Ziel-Sat 91-92 %) 6.10
− High flow Sauerstoff als neues Verfahren (befeuchtes + erwärmtes Luft-Sauerstoff-Gemisch
mit hohem Fluss von 20-60 l/min über Nasenkanülen) erhöht Druck in Atemwegen; kein
Anstieg CO2, geringere Atemarbeit, verhindert Intubation.
− Bei akuter respiratorischer Insuffizienz (speziell bei hyperkapnischem Atemversagen): nichtinvasive
Beatmung (NIV) als erste Form der Beatmung (Gasaustausch ↑, Intubationsrate ↓,
Überleben ↑).
− Lebensbedrohliche respiratorische Insuffizienz: Atemfrequenz > 30/min, Einsatz
Atemhilfmuskulatur, akut veränderter Mentalstatus (Verwirrtheit, Lethargie, Koma), keine
Besserung Hypoxämie durch O2-Maske oder FiO2 > 40 % notwendig, Hyperkapnie mit
Anstieg pCO2 > 60 mmHg oder Azidose (pH ≤ 7,25)
− Indikation NIV (mind. 1 Kriterium): a) respiratorische Azidose mit art. pCO2 ≥ 45 mmHg oder
art. pH ≤ 7,35, b) schwere Dyspnoe mit Erschöpfung der Atemmuskulatur, paradoxer
Atmung, interkostalen Einziehungen c) persistierende Hypoxämie (art pO2 ≤ 55 mmHg) trotz
O2-Gabe
− Indikation invasive Beatmung: (a) Versagen oder Unverträglichkeit der NIV (b) Z.n. Atem-
oder Herzstillstand (c) Bewusstseinstrübung oder psychomotorische Agitiertheit trotz
Sedierung (d) massive Aspiration oder anhaltendes Erbrechen (e) Unfähigkeit Sekret
abzuhusten (f) schwere hämodynamische instabilität (ohne Ansprechen auf Volumen oder
vasoaktive Pharmaka) (g) schwere ventrikuläre oder supraventrikuläre Arrhythmien (h)
lebensbedrohliche Hypoxämie ohne NIV-Möglichkeit.
Antibiotika bei COPD:
− Meist virale Erreger ursächlich für Exazerbation, aber oft bakterielle Kolonisation (in 25 % bei
stabiler COPD) bis hin zur bakteriellen Superinfektion. Purulentes Sputum ist bislang bestes
Kriterium für Antibiose. CRP oder Procalcitonin hilfreich, aber Trennwerte uneinheitlich (CRP
> 2-4 mg/dl spricht für bakterielle (Super)Infektion.
− Indikation Antibiotikum: mind. mittelschwere Exazerbation plus purulentes Sputum; bei
intensivpflichtiger Exazer-bation (üblicherweise wegen respiratorischer Insuffizienz)
empfohlen, aber Nutzen ohne Sputumpurulenz unklar.
− Mittel der Wahl: Amoxicillin/Clavulansäure, alternativ bei mittelschwerer Exazerbation
Makrolid oder Doxycyclin, bei schwerer Exazerbation Moxifloxacin oder Levofloxacin; Dauer
5-7 d. Bei Pseudomonas immer gezielte Therapie. Unterscheide bakterielle bronchiale
Infektion bei COPD von Pneumonie ! Bei Pneumonie (Exzess-Letalität bei inadäquater
Initialtherapie) ist aggressives Antibiotikaregime indiziert. Pat mit rezidiv. Exazerbationen +
purulentem Sputum können wiederholt Antibiotika erhalten (Rotation Substanzklasse sinnvoll;
ggfs. Langzeitantibiose).