
Päd iatrie 247
Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAR
− Krampfanfälle und Enzephalopathie treten am häufigsten bei viraler akuter Gastroenteritis auf, sind auch bei
bakteriellen Infektionen möglich. Krampfanfälle meist fieberassoziiert, achte auch speziell auf Hypo- oder
Hypernatriämie. Einige bakterielle akute Gastroenteritiden (Yersinien, EHEC, Campylobacter, Salmonellen)
können zu Bakteriämie mit Sepsis, Krampfanfällen, mikroangiopathischen (HUS, TTP), rheumatischen
(reaktive Arthritis) oder neurologischen Komplikationen (Guillain-Barre-Syndrom) führen
− Red flags mit potentiell vitaler Gefährdung: (a) eingeschränktes Bewußtsein (b) kaltschweißige Haut (c)
extrem eingesunkene Augen (ggfs Fontanelle), trockene Schleinhäute (Zunge), fehlende Tränen (d) schlaffer
Muskeltonus (e) Gewichtsabnahme ≥ 10 % (f) verlängerte kapilläre Füllungszeit (> 3 sec) (g) Tachypnoe,
Kußmaul-Atmung (h) Tachykardie (i) Anurie
− Klinischer Dehydratations-Score:
Klinik 0 1 2
Allgemeines
Erscheinungsbild
normal durstig, unruhig o. lethargisch, aber
irritabel, wenn berührt
taumelig, kaltschweißig,
komatös
Augen normal leicht eingesunken stark eingesunken
Schleimhäute, Zunge feucht klebrig trocken
Tränen vorhanden wenig Tränen keine Tränen
Tab. 18.48
0 = keine Dehydratation 1-4 = leichte bis milde Dehydratation 5-8 moderate bis schwere Dehydratation
(a) Anamnese, Leitsymptome, Warnzeichen (b) Evaluation der Schwere (c) Ausmaß Dehydration
keine klinische Dehydratation klinische Dehydratation Schock, schwere Dehydratation
orale/nasogastrale
Rehydratation:
− bei Erbrechen 5 ml orale Rehydratationslösung
alle 1-2min
− 40-50 ml/kg über 4 h
− Verluste ersetzen
− Ggfs. nasogastrale Sonde
partiell
Abb. 18.6: Algorithmus bei akuter Gastroenteritis im Kindesalter (modif. nach S2k-Leitlinie 2020)
Diagnostik:
− klinische Diagnose, Erregerdiagnostik nicht routinemässig, sondern bei schwerer Erkrankung,
Komorbiditäten (Diabetes, Immundefizienz), blutiger Diarrhoe, vor Antibiose, bei nosokomialer Diarrhoe, V.a.
Häufung zur epidemiologischen Klärung
− Differenzierung zwischen viraler und bakterieller Genese ist für die Initialtherapie nicht entscheidend
− Schließe bei Trais aus mikroangiopathischer hämolytischer Anämie, Thrombozytopenie und akutem
Nierenversagen eine EHEC-Infektion aus
− bei walzenförmiger Resistenz abdominell denke an Invagination (konservativer Repositionsversuch mit Luft
(Durchleuchtung) oder Flüssigkeit (Sonographie) ist Therapie der 1. Wahl
Therapie:
Orale Rehydratation
− Standard ist eine Glukose-Elektrolytlösung (Natrium 60 mmol/l, Glukose 74-111 mmol/l)
oder Polymer-basierte Elektrolytlösung; 75-95% der Säuglinge und Kinder mit leichter bis
mittelschwerer Dehydratation können erfolgreich oral rehydriert werden. Keine Cola, Limonaden oder
Fruchtsäfte zur oralen Rehydratation, da zu wenig Natrium und zu viel Zucker ( 4.3.4)
− Bei Dehydratation mit Erbrechen versuche orale Rehydratation: 5 ml alle 1-2 min (mit Löffel oder Spritze)
möglichst durch Bezugsperson; falls orale Rehydratation nicht möglich, erwäge nasogastrale Sonde
Akute Gastroenteritis
Prävention Dehydratation:
− Stillen fortführen
− Altersentsprechende Nahrung
− Ausreichend Flüssigkeit
− Orale Rehydratationslösung
Re-Evaluation nach 1 und 4 h
Orale Rehydratationstherapie
erfolgreich ?
(Volumen geschafft, kein Erbrechen)
ja
Intravenöse Rehydratation:
− i.v.-Zugang
− 20-40 ml/kg NaCl 0,9 % über 15-
30 min
− Intensivarzt hinzuziehen
− Andere Ursachen ausschließen
Häusliche Versorgung:
− Info zu Krankheitsverlauf +
Flüssigkeitszufuhr
− Rezept für orale Rehydratationslösung
− Erwäge Verlaufskontrolle
− Re-Alimentation nein
Intensivstation
Intravenöse Rehydratation:
− i.v.-Zugang
− Blutentnahme: Na, K, Krea, Hst,
Blutbild, Blutzucker, Säure-
Basen-Status
− 20 ml/kg NaCl 0,9 % über 2-4h,
orale Rehydratation weiter dann (2/3 oder) Vollelektrolytlösung
+ stationäre Aufnahme