Infektionen in der Urologie
187
Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAR
Urinteststreifen: Nachweis von Nitrit, Leukozyten und Blut erhöht HWI-Wahrscheinlichkeit, die Kombination positiver
Befunde erhöht die Wahrscheinlichkeit weiter. Teststreifen steigern besonders bei oligo-/monosymptomatischem HWI
die Diagnosesicherheit. Teststreifen können nicht zwischen HWI und asymptomatischer Bakteriurie differenzieren. Je
weniger typische Symptome, desto unwahrscheinlicher ein HWI. Veränderter Fluor vaginalis o. vaginale Beschwerden
verringern die Wahrscheinlichkeit für einen HWI und lassen an sexuell übertragbare Infektion (STI) denken.
Teststreifen-Resultat Diagnose
Nitrit positiv, Leukozyten-Esterase positiv oder
Nitrit positiv, Leukozyten-Esterase negativ oder
Leukozyten-Esterase positiv, Blut positiv
HWI sehr wahrscheinlich, keine weitere
Diagnostik
Nitrit negativ, Leukozyten-Esterase positiv HWI wahrscheinlich
Nitrit negativ, Leukozyten-Esterase negativ HWI weniger wahrscheinlich
Tab. 17.8a
Nitritnachweis ist an Vorhandensein bestimmter Erreger gebunden: einige Bakterien (E.coli, Klebsiellen) bilden
Nitrat-Reduktase und reduzieren Nitrat zu Nitrit, vorausgesetzt ausreichende Bakterienkonzentration
(Blasenverweilzeit > 4 h). Bei Pseudomonaden und grampos. Erregern wie Enterokokken und Staphylokokken keine
Nitrat-Reduktase (damit nicht per Nitrit-Test erfassbar). Nitrit-Test sehr spezifisch, aber wenig sensitiv.
Leukozyten: Nachweis von Granulozyten-Esterase weist auf bakteriellen Harnwegsinfekt/Entzündung hin, ist aber
auch bei Genitalentzündung (Kolpitis) durch Kontamination positiv.
Blut im Urin: sehr sensitiv, aber wenig spezifisch für HWI
Eintauchnährböden: sinnvoll, wenn direkte Weiterleitung von Urin ins Labor nicht möglich. Erfordern 24-stündige
Inkubation. Mittels Eintauchnährböden kann eine Bakteriurie mit höheren Erregerzahlen (≥ 103/ml) ausgeschlossen
werden (jedoch werden Erregerzahlen < 104 nicht sicher erfasst). Eintauchnährböden sind dem Goldstandard
Urinkultur unterlegen.
Urinkultur: Urinproben für Urinkulturen sind unverzüglich zu bearbeiten. Ansonsten ist die Probe gekühlt (2-8 OC) zu
lagern und am Folgetag zu verarbeiten (unter Hinweis, dass Lagerung die Erregerzahlen verändern kann).
Die Urinkultur mit Erregeridentifikation und Empfindlichkeitsprüfung ist Goldstandard und v.a. bei komplizierten und
rezidivierenden Harnwegsinfektionen unentbehrlich.
Indikationen für Urinkultur:
asymptomatische Patienten
− Leukozyturie, Hämaturie oder positives Nitrit bei Risiko-Pat (Z.n. Nierentransplantation, vesikouretraler Reflux)
− Nach Ende Antibiotika bei Schwangeren, Männern, Pyelonephritis, komplizierten Harnwegsinfektionen
symptomatische Patienten
− alle Pat mit klinischem V.a. Harnwegsinfektion, außer
Frauen mit unkomplizierter Zystitis
− V.a. rezidiv. Harnwegsinfektion oder komplizierten HWI
oder nosokomialen HWI
− Fortbestehen der Symptome unter oder nach
Antibiotikatherapie
− Fieber oder Sepsis unklarer Genese
gezielte Suche bei speziellen Indikationen
− vor oder nach Interventionen an den Harnwegen
− bei neurogenen Harnblasenentleerungsstörungen
− bei unklaren Abdominal- oder Flankenschmerzen
− Schwangerschaft
− bei Immunsuppression
Tab. 17.8b
symptomatischer Pat.:
Dysurie, Algurie, Pollakisurie,
Fieber, Kopfschmerzen,
Leukozyten ?
nein
unkomplizierte Zystitis der
Frau mit geringem Risiko
spezielle Indikat.:
Schwangerschaft,
Intervention Harntrakt
?
ja
andere Pat.: z.B. obere Harnwegsinfektion,
komplizierte HWI
ja
Urinkultur1 + kalkulierte Therapie
später gezielte Therapie2
eindeutiger Fall
für Therapie 3 ?
nein
ja
ja
nein
Nitrat positiv ?
ja
nein
Leukozyten positiv ?
nein
asymptomatische
Bakteriurie: keine
Therapie, keine Urinkultur
Urinkultur1, dann
gezielte Therapie2
kalkulierte Therapie
Kultur nur bei Resistenz ↑
gegen Standardantibiotika
Reevaluation der Symptomatik, dann: Abwarten, ggfs
symptomatische Therapie oder kalkulierte Antibiotika-
Therapie oder weitere Abklärung (Gyn, Nephro, Uro)
Abb. 17.1a: Algorithmus bei symptomatischen Patienten mit V.a. Harnwegsinfektion. (S3-LL 2017)
(1) Urinkultur immer mit Empfindlichkeitsprüfung (2) Gezielte Therapie, sobald Empfindlichkeitsprüfung vorliegt
(3) bei Erstmanifestation akute Harnwegsinfektion o Erstvorstellung: symptombezogene Untersuchung und Anamnese