Infektionen in der Urologie
akute unkomplizierte Pyelonephritis Schwangere − Antibiotikum i.v. + Flüssigkeit i.v.; empirisch: Cephalosporine Gruppe 2 oder 3; nach
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Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAR
unkomplizierte Harnwegsinfektionen (S3-Leitlinie 2017, PEG 2018)
Erreger: häufigster Erreger unkomplizierter Harnwegsinfektionen sind Escherichia coli (bis > 75 %),
Proteus mirabilis (bis 5 %), Staphylococcus saprophyticus (< 3 %), Klebsiella pneumoniae (< 3 %).
Enterokokken am häufigsten bei Mischinfektionen. Bei unkomplizierten HWI ist die Pathogenität von
Enterokokken umstritten, meist als Kontamination interpretiert.
Erkrankung/Erreger Therapie Anmerkungen
− Diagnose: typische Symptome (Schmerzen beim Wasserlassen ≈ Algurie, Pollakissurie,
imperativer Harndrang) plus keine Risikofaktoren für komplizierte HWI plus keine
vaginalen Beschwerden (Juckreiz, veränderter Ausfluss) plus kein Fieber oder
Flankenschmerz. Nachweis von E.coli im Mittelstrahlurin spricht unabhängig von
Erregerzahl für bakterielle HWI; dagegen Enterokokken und B-Streptokokken nicht prädiktiv
− bei unkompliz. Zystitis mit eindeutiger Symptomatik kein Urinkultur notwendig
− Therapieversagen (nicht symptomfrei nach 2 Wo): erwäge Adhärenz ↓, resistente Erreger
o. Risikofaktoren. Th.: Unterweisung + Untersuchung, Urinuntersuchung incl Urinkultur
prämenopausale
Frauen
(= Standardgruppe)
E. coli am
häufigsten
P. mirabilis
Staphylokokken
andere selten
Fosfomycin (einmalig 3000 mg) oder
Nitrofurantoin (4 x 50 mg für 7 d oder
retardiert 2 x 100 mg für 5 d) oder
Pivmecillinam (2-3 x 400 mg für 3 d) o.
wenn lokale E. coli-Resistenz < 20 %:
Trimethoprim (2 x 200 mg für 3 d)
Cefpodoximproxetil (2 x 100 mg für 3 d)
o. Ciprofloxacin (2 x 250 mg für 3 d) o.
Cotrimoxazol (2 x 160/800 mg für 3 d) o.
Levofloxacin (1 x 250 mg für 3 d) o.
Norfloxacin (2 x 400 mg für 3 d) o.
Ofloxacin (2 x 200 mg für 3 d)
− Resistenzen: unter 1. Wahl-Präparaten >
90 %, unter 2. Wahl-Präparaten 80-90 %
− Kollateralschäden und NW: unter 1. Wahl
gering, unter 2. Wahl dtl höher (Resistenzen,
Clostridium-difficile-assoziierte Colitis)
− in Original-Leitlinie als 1. Wahl auch
Nitroxolin (3 x 250 mg für 5d), dafür laut
Experten unzureichende Evidenz
− bei unkomplizierter Zystitis mit eindeutiger
Symptomatik ist keine Urinkultur notwendig
− Beachte: Fluorchinolone keine 1. Wahl bei
Zystitis
Schwangere − bei Schwangeren sind Harnwegsinfektionen (Zystitis 1-2 %, Pyelonephritis 1-2 %) und
asymptomatische Bakteriurien (4-7 %) gehäuft
− Diagnose wie oben, zusätzlich körperl. Untersuchung plus Urinuntersuchung incl.
Urinkultur. Nach Antibiotikatherapie Urinkultur zur Therapiekontrolle
− Therapie: Empfehlung für Fosfomycin (Einmaltherapie), Pivmecillinam oder orale
Cephalosporine Gruppe 2 oder 3. Therapiedauer (außer Fosfomycin) bis zu 7 Tage
(Kurzzeittherapie bei Schwangeren teils empfohlen, aber weniger gut untersucht)
Postmenopausale
Frauen
− wegen Schleimhautatrophie der Vagina und Dysbiose (Lactobazillen ↓,
Enterobacteriaceae ↑) erhöhtes HWI-Risiko
− Therapie wie bei prämenopausalen Frauen
akute unkomplizierte Zystitis
Jüngere
Männer
− bei Männern HWI dtl seltener als bei Frauen (Urethraausgang weit entfernt vom Anus,
längere Harnröhre). Risikofaktoren: Analverkehr, Genitalverkehr mit infizierter Partnerin,
Vorhautveränderung; komplizierter HWI, wenn Prostata (parenchymatös) mitbetroffen
− Diagnose wie oben, zusätzlich körperliche + rektale Untersuchung plus Urinuntersuchung
incl. Urinkultur plus Urethritisdiagnostik (Gonokokken, Chlamydien)
− Therapie: Empfehlung für Pivmecillinam und Nitrofurantoin (kein Nitrofurantoin bei
Prostatabeteiligung)
Erkrankung/Erreger Charakteristika + Therapie
− charakteristisch sind Flankenschmerzen, klopfschmerzhaftes Nierenlager u/o Fieber, oft
begleitet durch Symptome einer unkomplizierten Zystitis (s.o.)
− Diagnostik: Anamnese, körperliche Untersuchung, Urinuntersuchung incl. Urinkultur,
Sonographie zum Ausschluß komplizierender Faktoren; ggfs. weiteres Labor: Blutbild,
CRP, ggfs. Procalcitonin; bei Schwangeren zudem Urinkultur nach Antibiotikatherapie
(Erfolgskontrolle)
− parenteral nur bei schwerem Verlauf: Übelkeit, Erbrechen, V.a. Sepsis
prämenopausale
Frauen
(= Standardgruppe)
+ postmenopausale
Frauen
+ jüngere
Männer
E. coli am
häufigsten
P. mirabilis
andere selten
oral bei leicht-mässigem Verlauf:
1. Wahl: Ciprofloxacin (2 x 500-750 mg für 7-10 d) oder Levofloxacin (1 x 750 mg für 5
d) oder Cefpodoximproxetil (2 x 200 mg für 10 d)
parenteral bei schwerem Verlauf (initial für 5-7 d, nach Besserung orale
Umstellung; Gesamtdauer 1-2 Wochen):
1. Wahl: Ciprofloxacin (2 x 400 mg) oder Levofloxacin (1 x 750 mg) oder Ceftriaxon (1
x 1-2 g) oder Cefotaxim (3 x 2 g)
2. Wahl: Amoxicillin/Clavulansäure (3 x 2,2 g) oder Cefepim (2 x 1-2 g) oder
Ceftazidim (3 x 1-2 g) oder Ceftazidim/Avibactam (3 x 2,5 g) oder
Ceftolozan/Tazobactam (3 x 1,5 g) oder Piperacillin/Tazobactam (3 x 4,5 g) oder
Ertapenem* (1 x 1 g) oder Imipenem/Cilastin* 3 x 1/1 g oder Meropenem* 3 x 1 g
(* nur bei ESBL-Resistenzen > 10 %)
Therapieende: Urinkultur zur Erfolgskontrolle
2. Wahl 1. Wahl
akute unkomplizierte Zystitis