Infektionen in der Urologie
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Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAR
Erkrankung/
Erreger
Charakteristika + Therapie
− häufig rezidivierende Zystitis: Info Risikovermeidung, ausreichende Trinkmenge (1,5 l/d), vermeide
übermässige Trinkmenge, um bakterienwachstumshemmende Substanzen (Tamm-Horsfall-Protein,
Cathelicidin) nicht zu verdünnen.
− Maßnahmen: a) (Beeren)Fruchtsäfte und mit probiotischen Bakterien fermentierte Milchprodukte
senken HWI-Rezidive. B) Sex: je häufiger, desto mehr HWI (bis zu 60-fache (!) Erhöhung), sexuelle
Abstinenz senkt HWI-Rate. Intravaginal-Ovula, Diaphragmen, Spiralen, Kondome erhöhen HWI-Rate
(2-14fach), c) Unterkühlung steigert HWI-Rezidive d) Hygiene: übertriebene Intimhygiene schädigt
lokales protektives Milieu; allgemeine Hygienemaßnahmen wie Händewaschen vor WC-Besuch,
Abwischen von vorne nach hinten, Genitalsäuberung vor/nach Koitus, Miktion nach Koitus,
Partnerhygiene ohne gesicherten protektiven Effekt (aber rational sinnvoll)
− Immunprophylaxe: erwäge bei rediv. Zystitiden vor Antibiosebeginn das orale Immunprophylaktikum
UroVaxom® über 3 Monate (Kapseln mit Zellwandfraktionen uropathogener E.coli senken Rezidivrate
um ca 40%) oder parenterale Immunprophylaktikum StroVac® mit 3 Injektionen (inaktivierte Erreger
aus 5 Species senken Rezidivrate, jedoch hohe NW-Rate)
− Hemmung bakterielle Adhäsion: Cranberries/Moosbeeren (Saft, Kapseln, Tabletten) lange etabliert,
aber laut Cochrane mit widersprüchlichen Daten.
− Hemmung bakterielle Adhäsion: Mannose (2g/d in Glas Wasser) bei häufigen Zystitis-Rezidiven
(gleichwertig zu Nitrofurantoin), erwäge alternativ verschiedene Phytotherapeutika wie
Bärentraubenblätter (max. 1 Mo), Kapuzinerkressekraut, Meerrettichwurzel
− Antibiotische Langzeitprävention: nach Versagen von Allgemeinmaßnahmen und nicht-antibiotischer
Therapie sowie bei hohem Leidensdruck. Antibiotika dann über 3-6 Monate (in ¼ bis 1/6 der
volltherapeutischen Dosis am Abend) senken HWI-Rezidive um bis zu 95 %. Bei HWI-Rezidiven nach
Geschlechtsverkehr erwäge alternativ postkoitale Einmalprävention (senkt Antibiotikaverbrauch auf
1/3). Denke bei Durchbruchinfektion an resistente Erreger.
− postmenopausale Frauen: vor Antibiotika lokal Estriol 0,5 mg/d (vaginale Besiedlung mit
Uropathogenen ↓)
Prämenopausale
Frauen
(= Standardgruppe)
Postmenopaus.
Frauen
Jüngere
Männer
E. coli am
häufigsten
P. mirabilis
Staphylokokken
andere selten
a) kontinuierliche Langzeitprävention: 1.Wahl: Cotrimoxazol (40/200 mg 1x/d o. 40/200
mg 3x/Wo), Trimethoprim (100 mg 1x/d), Nitrofurantoin 50-100 mg 1x/d, Fosfomycin 3 g alle
10 d; 2. Wahl: Cefachlor 125-250 mg 1x/d, Ciprofloxacin 125 mg 1x/d, Norfloxacin 200 mg/d
b) postkoitale Einmalprävention: 1.Wahl: Cotrimoxazol (40/200 mg), Nitrofurantoin (50-
100 mg), Cefalexin 124-250 mg, Norfloxacin 200 mg
c) erwäge Kurzzeittherapie nach Eigendiagnose
HWI-Rezidive
Schwangere − Maßnahmen wie bei Nicht-Schwangeren, die nicht embryotoxisch sind
asymptomatische
Bakteriurie
− Prämenopausale Frauen, Postmeno-pausale Frauen, jüngere Männer: kein Screening
auf und keine Therapie der asymptomatischen Bakteriurie empfohlen
− Schwangere: erhöhtes Risiko für HWI (Pyelonephritis von 0,6 auf 2,4%), Antibiotika nach
Antibiogramm
Tab. 17.8c
weitere Harnwegstherapeutika: Nitrofurantoin
CHARAKTERISTIKA:
− NW: dosisabhängig gastrointestinal: Übelkeit/Erbrechen (> 10 %), Leberreaktionen (0,1-1 %),
Exanthem/Pruritus (0,1-1 %), Lunge (1-10 %): reversibles allergisches Lungenödem mit Dyspnoe,
Husten, Fieber, Infiltraten (einige h nach letzter Einnahme); unter Langzeittherapie (> 6 Mo)
drohen interstitielle Pneumonie, Lungenfibrose; Autoimmunreaktionen (meist mit Leber-/Lungenreaktion);
Polyneuropathie (v.a. bei Niereninsuffizienz)
− IND: Harnwegsinfekte (formal nur zugelassen, wenn effektivere und risikoärmere Präparate nicht einsetzbar)
− KI: Niereninsuffizienz; Glukose-6-phosphat-Dehydrogenase-Mangel, Polyneuropathie, Gravidität
− WW: magnesium- und aluminiumhaltige Antazida => verminderte Nitrofurantoin-Resorption