Infektionen in der Kardiologie 147
Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAR
operative Therapie bei linksseitiger Endokarditis (Aortenklappe, Mitralklappe)
Grundsätze:
− OP erfolgt bei ≈ 50 % der Patienten, meist wegen schwerer Komplikationen
− 3 wichtigsten OP-Indikationen: Herzinsuffizienz, unkontrollierte Infektion, Embolien
Indikation zur OP Zeitpunkt
Notfall
− NVE oder PVE mit akuter schwerer Klappeninsuffizienz oder -stenose oder
Fistel mit result. refraktärem Lungenödem o. kardiogenem Schock (I B)
− NVE oder PVE mit schwerer Klappeninsuffizienz oder Klappenobstruktion
mit Herzinsuffizienz oder Echo-Zeichen einer beginnenden Dekompensation (I B)
dringend
− lokal unkontrollierte Infektion: Abzess, falsches Aneurysma, Fistel,
progrediente Vegetation (I B)
dringend
− Infektion durch Pilze oder multiresistente Organismen (I B) dringend/elektiv
− persistierend positive Blutkulturen trotz adäquater Antibiose und unter
dringend
Kontrolle befindlicher septischer Absiedlungen (IIa B)
Herzin-
suffizienz
− Prothesenendokarditis durch Staphylokokken oder gramnegative Bakterien
außer HACEK (IIa C)
dringend /
elektiv
− NVE oder PVE mit persistierenden Vegetationen (> 10 mm) nach einer oder
mehreren embolischen Ereignissen trotz adäquater Antibiotikatherapie (I B)
dringend
− NVE mit großen Vegetationen (> 10 mm) und anderen hochgradiger
Klappenstenose oder Insuffizienz – bei niedrigem OP-Risiko (IIa B)
dringend
− NVE oder PVE mit sehr großen Vegetationen (> 30 mm) (IIa B) dringend
unkontrollierte
− NVE oder PVE mit großen Vegetationen (> 15 mm) und keiner anderen OPIndikation
(IIb C)
dringend
Tab. 2.131: OP-Indikationen bei Endokarditis. NVE: Nativklappenendokarditis PVE: Klappenprothesenendokarditis
Notfall: innerhalb 24 h dringend: innerhalb weniger Tage elektiv: nach mind. 1-2 Wochen Antibiotika
Endokarditis-Prävention
(European Society of Cardiology 2015)
Empfehlung Erkrankung
Prophylaxe
(IIa C)
− Z.n. Herzklappenersatz (mechanische, biologische oder
kathetergeführte Klappenprothese) oder bei rekonstruierten Klappen
mit alloprothetischem Material
− Z.n. infektiöser Endokarditis
− angeborene Herzfehler:
− unkorrigierte zyanotische Herzfehler oder residuelle Defekte, palliative
Shunts oder Conduits
− operativ oder interventionell unter Verwendung von prothetischem
Material (u.a. palliative Shunts, Conduits oder Prothesen) korrigierte
Herzfehler in den ersten 6 Monaten post-op1 oder lebenslang bei
verbliebendem Restshunt oder Restinsuffizienz
Keine Prophylaxe
(III C)
− bei anderen Klappenerkrankungen oder angeborenen Vitien2
Tab. 2.132: Hochrisikopatienten für eine infektiöse Endokarditis: Antibiotika-Prophylaxe bei Hochrisiko-
Eingriff (Antibiotika-Empfehlung 2.134).
(1) Nach operativer Korrektur ohne Residualdefekt ist nach 6 Monaten keine Endokarditisprophylaxe
mehr indiziert (Endothelialisierung des prothetischen Materials).
(2) Keine Prophylaxe bei intermediärem Endokarditisrisiko: dazu zählen auch Nativklappenerkrankungen
(und damit häufig auftretende Entitäten wie bikuspide Aortenklappe, Mitralklappenprolaps,
Aortenklappenstenose).
Allgemeinmaßnahmen bei Hochrisiko- und Intermediärrisiko-Patienten: konsequente
Zahnhygiene (bei Hochrisiko 2 x/Jahr zum Zahnarzt, sonst 1x/J), Hauthygiene/Desinfektion von Wunden,
Eradikation chronischer bakterieller Besiedlung von Haut oder Urin, Antibiotika bei bakteriellen Infekten,
keine Eigenmedikation mit Antibiotika, keine Piercings oder Tattoos, Venenzugänge und invasive
Proceduren auf das Notwendigste beschränken (bevorzuge periphere gegenüber zentralen Venenzugängen,
Neuanlage peripherer Venenzugänge alle 3-4 Tage, strenge Asepsis bei allen invasiven Proceduren.
Infektion
Prävention einer
Embolisierung