Päd iatrie 248
Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAR
− enterale Rehydratation (oral oder nasogastral) mit 40-50 ml/kg über 4 h, falls langsamer alternativ über 24 h
− ersetzte laufende Verluste zusätzlich: pro Erbrechen oder wässrigem Stuhl mit 10 ml/kg und pro 1OC über
37,0OC mit 10 ml/kg/24 h.
Erbrechen ist kein Symptom, das per se eine intravenöse Flüssigkeitstherapie notwendig macht, wenn
häufiges Anbieten von Flüssigkeit über Löffel oder Flasche nicht möglich, wird nasogastrale Sonde empfohlen.
Intravenöse Rehydratation:
− Indikation: (a) bei Scheitern der oralen oder nasogastralen Rehydratation, (b) bei Schock, (c) bei schwerer
Dehydratation mit ≥ 10 % Gewichtsverlust (v.a. bei neurologischer Symptomatik wie Lethargie o. Koma,
Azidose mit pH < 7,25 bzw. BE < -15 mmol oder Hypo/Hypernatriämie), (d) bei Symptomen eines
Ileus/galligem Erbrechen
− Bei Schock initial 20-40 ml/kg isotone Kochsalzlösung oder Ringer über 15-30 min
− Bei schwerer Dehydratation ohne Schock: 20 ml/kg über 2-4 h
− Intensivstation bei Schock oder schwerer Hypernatriämie (≥ 150 mmol/l) bzw. Hyponatriämie (< 130 mmol/l).
Bei Hypernatriämie auch NaCl 0,9 % (da trotz Hypernatriämie ein vermindertes Gesamtkörpernatrium
besteht). Bei schwerer Hyponatriämie mit Enzephalopathie (Notfall !) initial 2 ml/kg NaCl 3 % über 10 min,
Ziel ist Anstieg des Serumnatriums um 5 mmol/l in den ersten 1-2 h. Außerhalb der akuten
hyponatriämischen Dehydratation mit Hirnödem gilt für hypo- und hypernatriämische Dehydratation
gleichermaßen: langsame Normalisierung des Serumnatriums um 0,5 mmol/l/h.
− Intravenöse Rehydratation im Verlauf: Vollelektrolytlösung (oder 2/3-Lösung),
üblicherweise 5%-Glukose enthaltend
− Keine hypotonen i.v.-Lösungen (Natrium < 75 mmol/l) oder Halbelektrolytlösungen, da
Gefahr der Hyponatriämie
− Erfasse den Gesamtbedarf an Flüssigkeit und ersetze diesen: (a) Defizit duch
Dehydratation (b) Flüssigkeitserhaltungsbedarf (Holiday-Segar-Methode: bis 10 kg: 100
ml/kg/24 h; bis 20 kg: 1000 ml plus 50 ml/kg für jedes Kilo über 10kg; ab 20 kg: 1500 ml
plus 20 ml/kg für jedes Kilo über 20 kg. (c ) laufende Verluste durch Erbrechen/Durchfall
− gleiche eine Hypokaliämie erst ab Einsetzen der Diurese aus
− während der intravenösen Rehydratation versuche die orale Rehydratation zu beginnen
weitere medikamentöse Therapie:
− erwäge Probiotika (Lactobacillus GG, Saccharomyces boulardii) zusätzlich zur
Rehydratation (Hinweise für Krankheitsverkürzung)
− keine Antiemetika bei akuter Gastroenteritis (wegen Sicherheitsbedenken): Ondansetron
kann orale Rehydratation verbessern, aber vermehrt NW Diarrhoe; Dimenhydrinat bessert Erbrechen,
erschwert wegen Sedierung orale Rehydratation; BfArM rät von Dimenhydrinat bei Gastroenteritis ab
− kein Loperamid bei AGE: verkürzt Durchfall, aber v.a. bei Kleinkindern < 3 J. schwere NW (Ileus,
Vigilanzstörung); kontraindiziert bei blutigen Durchfällen
− keine routinemässigen Antibiotika, sondern nur bei nachgewiesener bakterieller oder
parasitärer Gastroenteritis und in speziellen klinischen Situationen: Antibiotika indiziert
bei (a) V.a. Sepsis, (b) relevanter Immundefizienz oder (c) spezifischen Erregern (s.u.)
Erreger Antibiotika Anmerkungen
Campylobacter jejuni Azithromycin (10 mg/kg/d für 3 d) üblicherweise selbstlimitierend, Antibiose nur bei
schwerem Verlauf oder Bakteriämie
Clostridium difficile
(toxinbildend)
Metronidazol (30 mg/kg in 3 ED)
o. Vancomycin (40 mg/kg/d) p.o.
bei nachgewiesener schwerer Enteritis und
Immunsuppression (asymptomatische Kolonisation
nicht therapieren, Diagnostik nur bei Enteritis)
EHEC, STEC keine Therapie Antibiose ohne Effekt auf selbstlimitierenden Verlauf
oder Komplik. wie hämolyt-urämisches Syndr.
ETEC ≈ enterotoxischer
E. coli
Azithromycin (10 mg/kg/d für 3 d)
Rifaximin (> 12 J; 600 mg/d 3d)
bei schwerer Infektion (Keimausscheidung ↓
Diarrhoedauer ↓)
Entamoeba histolytica Metronidazol (15-30 mg/kg in 3 ED),
Paromomycin (25-35 mg/kg/d 7d)
zügige Therapie bei gesicherter Infektion
Salmonella enteritidis Ceftriaxon (50-100 mg/kg/d)
Azithromycin (10 mg/kg/d)
Bei Nichtrisikopat hat Antibiose keinen Vorteil (vielmehr
Dauerausscheider ↑); Antibiose nur bei Neugeborenen und
Säuglingen < 3 Mo, Immundefizienz, CED, Bakteriämie
Salmonella typhi Cephalosporine 3. Generation bei gesicherter Infektion
Shigella dysenterica Ceftriaxon, Azithromycin bei gesicherter Infektion (v.a. Entwicklungsländer)
Vibrio cholerae Azithromycin (10 mg/kg/d für 3 d) bei Dehydratation (Diarrhoe ↓, Ausbreitung ↓)
Yersinia enterocolitica Cotrimoxazol o. Cephalosp.3.Gen bei Bakteriämie o. extraintestinalen Symptomen
Tab. 2.49: Antiinfektiöse Therapie bei nachgewiesener bakterieller oder parasitärer AGE (mod. nach S2k-
Leitlinie 2020). EHEC ≈ enterohämorrhagische E.coli; STEC ≈ Shiga-Toxin bildende E. coli