
gastrointestinale und intraabdominelle Infektionen 183
Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAROW PHARMAKOLOGIE 2022 Infektio-Guide / KAR
− ERCP: bei biliärer Obstruktion (Choledocholithiasis) ist ERCP mit Papillotomie
indiziert (< 24 h bei biliärer Obstruktion mit Cholangitis); keine routinemäßige ERCP bei nichtbiliärer
Pankreatitis, bei unklarer Genese kann eine ERCP nach Abklingen der akuten
Entzündung erwogen werden)
− Antibiotika:
− gesicherte Indikation bei Cholangitis, Abszessen, (infizierten) Nekrosen, Pseudozysten
− prophylaktische Indikation bei nekrotisierender und schwerer Pankreatitis
Empfehlung: Meropenem o. Piperacillin/Tazobactam, 2. Wahl: Ciprofloxacin + Metronidazol.
Die akute Pankreatitis ist üblicherweise nichtinfektiös (biliär, alkoholinduziert) verursacht,
daher keine generelle prophylaktische Antibiotika-Gabe. Die sekundäre Infektion von
Nekrosen und Pseudozysten kann zu Sepsis und Mutiorganversagen führen und ist die
wichtigste Mortalitätsursache. Die Translokation von Bakterien aus dem Kolon ist die häufigste
Ursache von Pankreasinfektionen, nach 7 Tagen sind 25 %, nach 14 Tagen 50 % der
Nekrosen bakteriell kontaminiert. Dauer der Antibiose (therapeutisch oder prophylaktisch)
mindestens 7-10 Tage. Nutzen einer selektiven Darmdekontamination ist nicht belegt.
− bei infizierten Pseudozysten oder Abszessen: perkutane Katheterdrainage
Alternativ endosonographische Zystogastrostomie oder Zystoduodenostomie mittels Katheter. Bei
fehlendem Erfolg der Drainagetechniken => OP. Asymptomatische (nichtinfizierte) Pseudozysten
sollen nicht therapiert werden (hohe Spontanheilung). Symptomatische Pseudozysten > 6-10 cm
werden primär interventionell drainiert. Abszesse werden immer drainiert bzw. operiert, da
unbehandelt sehr hohe Sterblichkeit.
− bei infizierten Nekrosen: erwäge operative Nekrosenentfernung in Komb. mit
Lavage, neuerdings Trend zu minimal invasiver/endoskopischer Nekrosektomie.
Nekrosen können steril oder infiziert sein. Nekroseninfektion bei fehlender Verbesserung oder
Verschlechterung (neues Fieber, neuer Leukozyten- oder CRP-Anstieg) annehmen.
Identifizierung infizierter Nekrosen durch CT- oder Sono-gesteuerte gezielte Feinnadelaspiration
(Goldstandard !), ferner durch Nachweis von Gaseinschlüssen in der Nekrose (CT). Zur
Differenzierung sterile versus infizierte Nekrosen sind bislang keine Laborparameter geeignet.
Operationsindikation v.a. bei infizierten Nekrosen und klinischer Verschlechterung (beginnendes
Multiorganversagen) trotz adäquater intensivmedizinischer Therapie. Trend zur endoskopischen
Nekrosektomie mit transgastralem Zugang (Zentren), da deutlich bessere Prognose als primär
chirurgische Nekrosektomie.
− intensivmedizinische Therapie: ausreichende Volumenzufuhr, Schocktherapie ( 2.14.4.3),
Beatmung bei respiratorischer Insuffizienz, Nierenersatztherapie (Hämofiltration, Hämodialyse)
bei akutem Nierenversagen
− keine Indikation für Aprotinin, Calcitonin, Glucagon, Somatostatin wegen fehlenden Nutzens